Die Bergungsarbeiten in der Türkei sind beendet. Die traurige Bilanz des schwersten Grubenunglücks im Land: 301 Tote Bergarbeiter. Die Katastrophe hat einen Sturm der Entrüstung und Wut in der türkischen Bevölkerung entfacht. Dieser richtet sich gegen die Regierung in Ankara. Ministerpräsident Erdogan ist nun darauf bedacht, die Wogen zu glätten.
Bergwerkskonzern-Manager festgenommen
Die Ermittlungen zum Grubenunglück laufen derweil auf Hochtouren. Am Sonntag hat die Polizei 25 Personen verhaftet. Darunter seien auch leitende Figuren der Betreibergesellschaft Soma Holding, berichtete die Zeitung «Hürriyet». Laut dem türkischen Fernsehsender «NTV» will die Staatsanwaltschaft zudem einen Haftbefehl gegen fünf Manager der Betreiberfirma beantragen. Darunter sei auch der Generaldirektor Akin Celik.
Die Regierung hatte sich zuvor hinter die Firma gestellt und öffentlich bescheinigt, dass alle Sicherheitsauflagen eingehalten worden seien. Doch türkische Zeitungen prangerten in ihrer Berichterstattung, unter Berufung auf einen vorläufigen Ermittlungsbericht, zahlreiche Mängel in der Grube an. So fehlten in der Grube Rauchmelder und Sicherheitskammern.
Der Grubenchef Alp Gürkan hatte sich 2012 damit gebrüstet, die Produktionskosten von 130 Dollar auf 24 Dollar pro Tonne Kohle gesenkt zu haben. Ob er auch unter den Festgenommenen ist, ist bisher unklar.
Soma von der Polizei abgeriegelt
Nach mehreren Demonstrationen, bei denen die Polizei teils mit viel Härte gegen die Protestierenden vorging, haben die Behörden die Bergarbeiterstadt Soma praktisch vollständig abgeriegelt. Die Polizei hatte Dutzende Demonstranten festgenommen, wie Agenturen berichteten.
Inzwischen haben die örtlichen Behörden alle Kundgebungen verboten. Hunderte Polizisten patrouillierten in den Strassen von Soma, während andere Beamte an drei Kontrollpunkten die Zufahrtsstrassen kontrollierten.