SRF: Andreas Rickenbacker, wie haben Sie das EU-Referendum in Grossbritannien wahrgenommen?
Andreas Rickenbacher: Ich bin schockiert, weil ich davon ausgehe, dass die Schweiz von diesem Entscheid direkt betroffen sein wird. Sorge bereit mir die Kumulation einer politischen und einer wirtschaftlichen Krise. Die Verhandlungen der Schweiz mit der EU werden schwieriger.
Wie skizzieren Sie die drohende wirtschaftliche Krise?
Der Euro wird unter Druck kommen und das wird unsere verarbeitende und produzierende Industrie, die im Export tätig ist, stark betreffen. Zudem werden weniger britische Touristen in die Schweiz kommen, weil das Pfund an Wert verloren hat. Zusätzlich wird auch der Finanzplatz Schweiz betroffen sein. Die Finanztitel sind bereits unter Druck gekommen.
Könnten das nicht Bewegungen sein, die sich relativ rasch wieder stabilisieren?
Ihre Frage erinnert mich an den 15. Januar 2015 (SNB hob Euro-Mindestkurs auf; Anm. d. Red.). Damals hatte man auch gesagt, dies sei nur eine erste Schockwelle mit dem sehr tiefen Eurokurs. Das werde sich wieder auspendeln. Wir haben aber gesehen, dass das Auspendeln sehr lange dauert und nicht sicher ist. Diesmal wird es ähnlich laufen. Die Absetzbewegungen in anderen Euro-Ländern wie Frankreich und Holland deuten nicht darauf hin, dass die EU zur Ruhe kommt. Es wird weiter Druck auf den Euro geben.
Also braucht es einen neuen Mindestkurs?
Ich mische mich wie in den letzten zehn Jahren nicht in die Unabhängigkeit der Nationalbank ein.