Bei Bombenanschlägen und Angriffen in mehreren irakischen Städten wurden fast 90 Menschen getötet mehr als 200 verletzt, wie Polizisten und Rettungskräfte mitteilten.
Bei einem doppelten Autobombenanschlag in der südlichen Hafenstadt Basra kamen 13 Menschen ums Leben. Weitere 48 Menschen wurden verletzt. In der Hauptstadt Bagdad wurden sieben Anschläge mit Autobomben verübt, zudem explodierte ein Sprengsatz am Strassenrand. Insgesamt starben in Bagdad mindestens elf Menschen, mindestens 102 weitere wurden verletzt.
In der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Samarra kamen bei einer Autobombenexplosion zwei Al-Kaida-feindliche Kämpfer ums Leben, zwölf Personen wurden verletzt. Drei Verwundete gab es durch die Detonation eines Sprengsatzes in der nordirakischen Stadt Mossul. Zunächst bekannte sich niemand zu den Taten. In Bagdad zielten die Anschläge vor allem auf Stadtviertel mit überwiegend schiitischer Bevölkerung.
Polizisten entführt und erschossen
In der westlich von Bagdad gelegenen, sunnitisch dominierten Unruheprovinz Al-Anbar wurden in der Nacht zum Montag 24 Polizisten bei Angriffen auf Polizeiwachen getötet. Nach Angaben von Polizei und Rettungskräften wurden zwölf Polizisten erschossen, die am Samstag entführt worden waren und von Sicherheitskräften befreit werden sollten. Ob die Opfer ins Kreuzfeuer gerieten oder von ihren Entführern erschossen wurden, war zunächst unklar.
Weitere zwölf Polizisten starben am Sonntagabend bei Angriffen auf eine Polizeiwache in Haditha und eine Wache in Rawa. Beide Städte liegen ebenfalls in Al-Anbar. Das von Sunniten dominierte Al-Anbar zählt zu den Zentren der regierungsfeindlichen Proteste im Irak. Die Sunniten werfen der Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki vor, sie an den Rand zu drängen.
Anschläge auf Moscheen
Bei zwei Anschlägen auf schiitische Moscheen in der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Hilla wurden mindestens 13 Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt. Eine der Bomben explodierte während des Abendgebets am Montag in der Al-Wardijah-Moschee. Vor der nahen Al-Graita-Moschee zündete ein Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel.
Insgesamt hat die Gewalt im Irak zuletzt deutlich zugenommen. Seit Jahresbeginn wurden jeden Monat mehr als 200 Menschen gewaltsam getötet. «Ausgangspunkt war die Auflösung eines sunnitischen Protestcamps im Nordirak. Dabei starben mindestens 44 Menschen», sagt NZZ-Korrespondentin Inga Rogg gegenüber Radio SRF. Die Sicherheitslage im Land sei seitdem wesentlich kritischer geworden.
Radikalisierung der Sunniten
Regierungschef al-Maliki möchte diese Welle der Gewalt mit einer neuen Sicherheitsstrategie und einem personellen Umbau stoppen. Das Kabinett werde entsprechende Entscheidungen treffen, kündigte er am Montag an. Zudem würden einige ranghohe Verantwortliche für die Sicherheit ausgetauscht.
«Statt auf die Sunniten zuzugehen, setzt al-Maliki auf den Einsatz von Sicherheitskräften», kritisiert Inga Rogg. Ob das der richtige Weg ist, die Lage zu beruhigen, ist fraglich, denn es handle sich um einen «Konflikt zwischen einem Regierungschef, der autoritäre Tendenzen zeigt, und einer Minderheit, die sich durch diese Regierung benachteiligt fühlt», ist sie überzeugt.
Diese Minderheit aus sunnitischen Arabern reagiere nun immer mehr mit Gewalt. «Selbst Sunniten, die sich vor Jahren noch gegen Extremisten gestellt hatten, greifen inzwischen wieder zu den Waffen», konstatiert die Korrespondentin. Dadurch erhielten die Zusammenstösse zwischen Sicherheitskräften, Stammesmilizen und Extremisten in den vergangenen Monaten eine neue Qualität.