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International «Europa muss mit weiteren Attentaten rechnen»

Seit heute Morgen wird Belgien von einer Attentatsserie überrollt. Wer hinter den Anschlägen in der Hauptstadt Brüssel steckt, ist noch nicht klar. Kurt Spillmann, emeritierter ETH-Professor für Sicherheitspolitik und Konfliktforschung ist überzeugt: «Europa muss mit weiteren Attentaten rechnen.»

SRF News: Nach den Anschlägen in Paris führten die Spuren immer wieder nach Brüssel. Ist es deshalb keine keine Überraschung, dass es nun Brüssel getroffen hat?

Kurt Spilmann: Nein, ist es leider nicht. Viele Spuren führten nach Belgien im Zusammenhang mit dem IS-Terrornetzwerk. Hinzu kommen natürlich auch die Verwebungen nach der teilweisen Aufklärung der Hintergründe der Pariser-Terroranschläge. Das alles hat den Verdacht erhärtet, dass in Brüssel noch mehr zu befürchten ist. Bedenken zur Sicherheit in Belgien sind also berechtigt.

Video
Sicherheitsexperte Spillmann: «Attentate sind nicht überraschend»
Aus News-Clip vom 22.03.2016.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 2 Sekunden.

Es ist eine weitere Anschlagsserie in einer europäischen Stadt. Was passiert im Moment mit Europa?

Die Sicherheit ist im Moment schwer angeschlagen. Man kann keine Entwarnung geben, wie man es gehofft hat. Man muss annehmen, dass diese jungen Männer – die zum Teil in Europa aufgewachsen sind, in Ausbildungslagern waren und zurückkehrten – weitere solche Attentate planen. Diese Kämpfer sind nach ihrer Rückkehr weiterhin gut vernetzt. Solche Anschläge können deshalb ohne übergeordnete Organisation auf lokaler Ebene passieren.

Kurt R. Spillmann

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Legende: keystone

Kurt R. Spillmann war Professor für Sicherheitspolitik und Konfliktforschung an der ETH Zürich. Seine Forschungsschwerpunkte sind US-Geschichte, Amerikanische Aussen- und Sicherheitspolitik. Kurt Spillmann ist seit 2002 emeritiert.

Wie ist dieser Anschlag zu werten?

Er ist eine weitere Enttäuschung. Es wird deutlich, dass wir bis jetzt nichts wirklich Entscheidendes unternehmen konnten, um solche Attentate auf unsere Gesellschaft zu verhindern. Unsere offene Gesellschaft bietet unzählige Möglichkeiten in unzähligen Ländern. Gegen solche Anschläge gibt es nur ein Rezept: intensivste Zusammenarbeit aller mit Sicherheit Befassten, intensive Aufmerksamkeit jedes Einzelnen und Kooperation mit den Sicherheitsorganen. Die Sicherheit stellt sich nicht von selbst ein. Die jungen Männer, die mit diesen Bildern und diesem Gedankengut sympathisieren, scheinen in unendlicher Fülle nachzuwachsen.

Heisst das in der Konsequenz, wir müssen immer wieder mit solchen Anschlägen in Europa rechnen?

Ich will keine Panik schüren. Aber wir sollten nicht überrascht sein, wenn es wieder passiert. Denn diese jungen Männer sind sehr findig, in der Nutzung von neuen Möglichkeiten, sich zu verstecken, sich neu zu vernetzen und neue Attentate zu planen. Also: Wir sollten uns aufmerksam in dieser Welt bewegen und nicht überraschen lassen.

Welche Konsequenzen hat diese Anschlagsserie für die Schweiz?

Es ist sicher so, dass die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, Bahnhöfen und anderen öffentlichen Orten verstärkt werden. Aber auch die Schweiz muss wiederum daraus ableiten, nachrichtendienstlich noch enger mit unseren Nachbarländern zusammenzuarbeiten.

Das Gespräch führte Penelope Kühnis.

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