In mehreren europäischen Grossstädten haben tausende Taxifahrer gegen eine neue Konkurrenz aus dem Internet demonstriert: Der Protest richtete sich gegen Unternehmen wie «Uber», das Passagieren erlaubt, mittels einer Smartphone-Applikation statt mit einem Handzeichen oder Telefonanruf ein Taxi zu bestellen.
Europaweite Streiks der Taxifahrer
In Berlin beteiligten sich nach Polizeiangaben 450 Fahrer mit ihren Wagen an einer Sternfahrt zum Olympiastadion. In London fuhren am Nachmittag hunderte schwarzer Taxis langsam durch das Stadtzentrum und hupten, als sie die Downing Street, den Sitz des Regierungschefs, passierten.
In Paris blockierten mehrere hundert Taxifahrer kurzzeitig den Verkehr an den internationalen Flughäfen. Dann rollten sie im Kriechgang Richtung Innenstadt. In Madrid streikten fast alle Taxifahrer während dem ganzen Tag. Protestfahrten mit kleineren Verkehrsbehinderungen gab es unter anderem auch in Hamburg, Barcelona und einigen italienischen Städten.
«Die Taxifahrer gehen auf die Strasse, weil hier eine rechtswidrige Form der Beförderung stattfindet und das den Wettbewerb verzerrt», sagte Michael Müller vom Deutschen Taxi- und Mietwagenverband in Berlin. Private Fahrer seien oft nicht für die Beförderung versichert, absolvierten keine regelmässigen Gesundheitschecks, ihre Ausbildung und der technische Zustand des Autos würden nicht geprüft.
Das kritisierte Unternehmen Uber wies die Vorwürfe zurück. Man biete eine zusätzliche Möglichkeit zur Fortbewegung an, sagte Patrick Studener, der für die Expansion des Dienstes in Europa zuständig ist. Auch die Fahrer von Uber müssten verschiedene Überprüfungen durchlaufen, bevor sie über die Smartphone-App aufgerufen werden könnten. Führerschein, Versicherung und polizeiliches Führungszeugnis würden geprüft, sagte Studener.
Startup-Unternehmen aus dem Silicon Valley
Uber ist sehr schnell gewachsen, seit das Unternehmen 2009 von den zwei Technologie-Unternehmern Travis Kalanick und Garrett Camp gegründet wurde. Von der Finanzbranche wird der Dienstleister mit 18 Milliarden Dollar bewertet. Vergangene Woche hatten Geldgeber wie Google oder Goldman Sachs insgesamt 1,2 Milliarden Euro in den Limousinen-Dienst investiert.
Anders als traditionelle Taxiunternehmen betreibt Uber keinen Fuhrpark, sondern vermittelt Fahrten über eine Smartphone-App oder eine Website. Die Fahrer von Uber arbeiten auf eigene Rechnung. Derzeit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben in 128 Städten in 37 Ländern tätig. Auch in Zürich ist der Limousinen-Service verfügbar, wie «Schweiz aktuell» berichtet.
«Was wir heute sehen, ist ein Geschäft, das seit Jahrzehnten nie der Konkurrenz ausgesetzt war. Jetzt tritt ein Konkurrent auf, der den Kunden eine Auswahl bietet», sagte Pierre-Dimitri Gore-Coty, Manager von Uber Europa zu der Streikwelle der Taxifahrer.