Mit seiner freundlichen und gelassenen Art hat Evangelos Meimarakis, neuer Vorsitzender der konservativen Nea Dimokratia, manchen Beobachter überrascht. Obwohl er kein übergrosses Charisma versprüht kommt seine bürgernahe Sprache gut bei den Leuten an.
Verteidigungsminister und Parlamentspräsident
Meimarakis sammelte als Verteidigungsminister und Parlamentspräsident Erfahrungen auf der grossen politischen Bühne. Als im Juli der frühere Parteichef Antonis Samaras ihn zu seinem vorläufigen Nachfolger ernannte, übernahm er klaglos das Steuer bei den angeschlagenen Konservativen.
Und Meimarakis scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben: In dieser Zeit gelang es ihm, fast so populär zu werden wie sein zwei Jahrzehnte jüngerer Gegner Alexis Tsipras. So deuten die Umfragen auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Tsipras bei der Wahl am 20. September hin.
Sag mal. Ich kann morgen früh in deinem Parteibüro vorbeikommen. Dann können wir über eine grosse Koalition reden.
Mit seiner direkten Art schaffte er es, schon so manchen Gesprächspartner zu überraschen – sogar Tsipras: «Sag mal. Ich kann morgen früh in deinem Parteibüro vorbeikommen. Dann können wir über eine grosse Koalition reden», sagte Meimarakis dem verwundert wirkenden Tsipras bei einer TV-Debatte vergangene Woche.
Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Um die Probleme Griechenlands zu lösen, setzt Meimarakis auf eine breite parteiübergreifende Zusammenarbeit – also auch auf eine grosse Koalition. Andernfalls seien die harten Sparmassnahmen nicht durchsetzbar. Er werde alles für diese Zusammenarbeit tun, betont er: bei einem Sieg seiner Partei – aber auch bei einer Niederlage.
Grosse Schlagzeilen hat Meimarikis nie gemacht. Dies kommt ihm jetzt zugute: Während die alten Prominenz der Nea Dimokratia von den Wählern für die Misswirtschaft der vergangenen Jahrzehnte mitverantwortlich gemacht werden, könnte der treue Parteisoldat am Sonntag griechischer Ministerpräsident werden.