Ein Team von rund 70 Experten aus mehreren westlichen Ländern hat seine Arbeit am Absturzort des mutmasslich abgeschossenen malaysischen Passagierflugzeugs aufgenommen. Einer Vorhut war es am Donnerstag nach tagelangen vergeblichen Versuchen erstmals möglich, zur Absturzstelle zu gelangen.
Die Forensiker und Kriminaltechniker – unter anderem aus den Niederlanden und Australien – suchen nach den noch vermissten Leichen. Die Niederlande haben die Führung bei dem Einsatz, da 193 der 298 Insassen der Boeing Niederländer waren. Mit 28 Toten kam die zweitgrösste Opfergruppe aus Australien.
Die Boeing mit 298 Menschen an Bord war am 17. Juli abgestürzt. Noch immer liegen im Trümmerfeld Opfer. «Falls die Experten sterbliche Überreste finden, werden diese umgehend geborgen», verlautete aus dem niederländischen Justizministerium.
Bewaffnete Polizisten im Einsatz
Begleitet wurde die Gruppe von Beobachtern und Experten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Bis zu 950 bewaffnete Polizisten aus den Niederlanden und Australien sollen die Arbeiten zudem absichern. Ihre Stationierung soll ebenfalls am Freitag beginnen.
Die ukrainische Armee und die pro-russischen Separatisten hatten bei Krisengesprächen in Minsk vereinbart, den Ermittlern den Zugang zum Absturzort zu gewährleisten, wie der ukrainische Ex-Präsident Leonid Kutschma in Kiew sagte. Beide Seiten hätten zudem den gegenseitigen Austausch von 20 Gefangenen beschlossen.
Weiterhin Tote auf beiden Seiten
Armee und Regierungstruppen warfen sich allerdings gegenseitig vor, die beschlossene Feuerpause nicht einzuhalten. Die Armee feuere aus Mehrfachraketenwerfern, sagte Separatisten-Führer Andrej Purgin. Die militanten Gruppen könnten daher die Sicherheit internationaler Ermittler nicht garantieren.
Mindestens zehn ukrainische Soldaten seien getötet worden, als ihre Einheit in Schachtjorsk, rund 25 Kilometer vom Absturzort entfernt, in einen Hinterhalt geriet, sagte Armeesprecher Alexej Dmitraschkowski. Dabei starben auch vier Separatisten.
In Lugansk wurden mindestens fünf Zivilisten getötet. Das von Regierungstruppen eingekesselte und von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnittene Lugansk ist neben Donezk die letzte Hochburg der Rebellen.
Kriegssteuer wird erhoben
Die Bürger der Ukraine werden nun für den Konflikt im Osten des Landes zur Kasse gebeten. Nach langem Zögern beschloss das Parlament in Kiew am Donnerstag eine umstrittene Kriegssteuer zur Finanzierung der «Anti-Terror-Operation». Die Abgabe von 1,5 Prozent auf alle steuerpflichtigen Privateinkommen im Land soll bis zum 1. Januar 2015 gelten.
Noch vor einer Woche lehnten die Abgeordneten neue Steuergesetze zur Finanzierung des Bürgerkrieges ab. Deshalb erklärte Regierungschef Arseni Jazenjuk seinen Rücktritt.
Die Finanzierung des Bürgerkrieges kostet das Land aktuell umgerechnet rund 4,5 Millionen Euro am Tag. Die Freigabe frischen Geldes für die Militäroperation hatte Jazenjuk als Bedingung für seinen Verbleib im Amt genannt. Das Parlament sprach ihm am Donnerstag das Vertrauen aus.