Die israelische Armee hat nach Medienberichten in der Nacht zum Dienstag etwa 150 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Einwohner der Stadt Gaza berichteten von den bisher schlimmsten Angriffen seit Beginn der Offensive vor drei Wochen.
Israelische Drohnen seien über die Häuser geflogen, schwere Explosionen hätten die Stadt im Minutentakt erschüttert.
Auch das einzige Elektrizitätswerk von Gaza wurde von Granaten getroffen, wie ein Sprecher mitteilte. Medienberichten zufolge steht es noch immer in Flammen. Das Kraftwerk produzierte rund 30 Prozent des Energiebedarfs im Gazastreifen.
Insgesamt gab es bei den massiven Angriffen von See, aus der Luft und mit Artillerie nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste 26 Tote, darunter neun Frauen und vier Kinder.
Auch auf israelischer Seite gab es Tote. Binnen 24 Stunden seien zehn Soldaten getötet worden seien, teilte die Armee mit.
Armee informiert ihre späteren Opfer
Vor ihren Angriffen rief die israelische Armee die Einwohner des Gazastreifens zur sofortigen Räumung ihrer Häuser auf. Die Warnungen seien an Palästinenser in Sadschaija, Saitun und dem östlichen Teil von Dschebalia sowie in Beit Lahia und Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen geschickt worden, teilte die Armee mit.
Die Zivilisten sollten sich ins Zentrum der Stadt Gaza begeben, hiess es in den Botschaften, die per Telefon, SMS und Flugblätter übermittelt wurden. Die Armee sendet solche Mitteilungen für gewöhnlich vor massiven Angriffen.
Ban: Kein Platz für noch mehr Verzweifelte
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich über diese Aufforderung der israelischen Armee besorgt. Wenn dies wahr sei, bedeute es eine weitere verheerende Auswirkung für die belagerten Zivilisten in diesen Teilen des Gazastreifens, die bereits immenses Leiden erfahren hätten.
Ban warnte, die in Gaza arbeitenden UNO-Organisationen hätten nicht die Ressourcen, einen zusätzlichen riesigen Zustrom verzweifelter Menschen zu bewältigen oder ihnen Hilfe zu gewähren. Ban betonte erneut, dass die Feindseligkeiten beendet werden müssten.
Keine Waffenruhe in Sicht
Die internationalen Appelle für eine Waffenruhe blieben bislang fruchtlos. US-Aussenminister John Kerry erklärte, seine Bemühungen um eine Waffenruhe dennoch fortsetzen zu wollen. Letztlich könne die Krise in der Region aber nur beigelegt werden, wenn die «Hamas und alle anderen Terrorgruppen entwaffnet» würden, sagte Kerry.
Derweil gab die französische Regierung bekannt, drei Millionen Euro zur Unterstützung der Menschen in Gaza zu spenden. Dabei handele es sich um den ersten Teil von acht Millionen Euro, die für aussergewöhnliche humanitäre Unterstützung an die Palästinensische Autonomiebehörde gehen sollen.
Am Dienstag soll eine palästinensische Delegation in Ägypten über eine Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinensern diskutieren, erklärte ein hochrangiger Funktionär, der namentlich nicht genannt werden wollte.
1113 tote Palästinenser – 56 tote Israelis
Die Zahl der Palästinenser, die seit dem Beginn der Konfrontation am 8. Juli getötet wurden, erhöhte sich auf 1113. Die Zahl der getöteten israelischen Soldaten stieg auf 53, auch drei Zivilisten kamen ums Leben.