Der Abgeordnete Ami Bera aus Kalifornien sei bereit, alles zu tun, um seinen Sitz in Washington zu retten, sagt die Stimme im Werbespot. Wenn es sein muss, würde er sogar den Arbeitsplatz des Zuschauers nach Übersee auslagern. Deshalb müsse man ihn anrufen und ihm sagen, er soll gegen die «Fast Track»-Vorlage stimmen.
Der Spot stammt nicht etwa von einer republikanischen Organisation, die dem Demokraten Bera an den Kragen will, sondern von der grössten US-Gewerkschaft. Sie unterstützt in der Regel Demokraten. Doch im Kampf um «Fast Track», auch Trade Promotion Authority (TPA) genannt, gelten alte Seilschaften nichts.
Mitsprachrecht des Kongresses beschneiden
«Fast Track» soll Präsident Barack Obama die Möglichkeit geben, Freihandelsabkommen zügiger auszuhandeln. Der Kongress gibt lediglich die Eckwerte vor und darf am Ende keine Änderungen mehr anbringen; er kann nur noch Ja oder Nein stimmen. Geplant sind derzeit zwei solche Abkommen – eines mit der Europäischen Union, ein anderes mit elf Staaten im Pazifikraum.
Machen wir nicht mit, verlieren wir.
Die meisten Republikaner sind für die Vorlage. Präsident Obama, ein Demokrat, ebenso. In Washington ist das eine sehr ungewöhnliche Allianz. «In einer Welt, in der 95 Prozent der Konsumenten ausserhalb der USA sind, müssen wir Handelsbarrieren beseitigen», argumentiert der republikanische Abgeordnete Paul Ryan im CBS-Fernsehen. Das sei gut für Jobs in den USA und für die Exportindustrie. «Machen wir da nicht mit, verlieren wir.»
Angst vor Stellenauslagerung und Lohndumping
«Fast Track» helfe, diese Freihandelsverträge ins Trockene zu bringen. Ganz anders sehen das viele Demokraten, vor allem jene am linken Parteirand. Dort überwiegt die Sorge, Obama könnte die wirtschaftlichen Interessen vor alle anderen stellen – auch vor jene der amerikanischen Arbeitnehmer.
Schlechte Handelspolitik sei ein gutes Beispiel dafür, warum die Mittelklasse hierzulande so unten durch müsse, ruft die demokratische Abgeordnete Rosa de Lauro an einer Veranstaltung ins Mikrofon. Man wisse, was die Folgen dieser Freihandelsverträge seien: Verlagerung von Stellen ins Ausland und Löhne, die in den USA unter Druck kommen.
Obama erhält Kritik aus eigenen Reihen
Die wenigen demokratischen «Fast Track»-Befürworter, wie etwa Ami Bera aus dem Werbespot, gelten in der eigenen Partei als Verräter. Und auch der Präsident bekommt sein Fett weg: «Meine Mitstreiter im Kampf für höhere Mindestlöhne, für Ausbildung, saubere Energie und sonstige progressive Anliegen – sie prügeln auf mich ein!» Es stimme, in der Vergangenheit sei nicht jeder Freihandelsvertrag optimal gewesen, sagt Obama.
Ich werde dafür sorgen, dass die Arbeitsplätze in den USA bleiben.
Er versprach, er werde dafür sorgen, dass die Arbeitsplätze in den USA bleiben und auch die Umwelt- und Sozialstandards nicht sinken. Das Weisse Haus hat in den letzten Wochen massiv für «Fast Track» lobbyiert. Und nachdem der Senat vor einem Monat, nach einigem Hin und Her, doch noch für das Gesetz gestimmt hat, will heute auch das Repräsentantenhaus einen Anlauf nehmen.
Die Freihandelsbefürworter glauben, dass sie eine Mehrheit zusammenbekommen – für einmal ohne alte Seilschaften, dafür mit neuen Allianzen.