Strafrechtsexperte Mark Pieth sagt, wie die Fifa ihr schlechtes Image loswerden kann. Die Massnahmen hat er von langer Hand angekündigt. Heute hat er den Zwischenbericht vorgelegt. Für den Welt-Fussballverband kommen die Regeln einer Revolution gleich.
Unter anderem schlägt die Kommission um Pieth eine Amtszeitbeschränkung für den Fifa-Präsidenten und die 23 Mitglieder des Exekutiv-Komitees vor. Fifa-Präsident Sepp Blatter ist bereits seit 14 Jahren im Amt.
Ausserdem sollen sich die Mitglieder des Komitees und der Präsident einer Integritätsprüfung unterziehen. Und sie sollen von der Mitgliederversammlung bestätigt werden. Das Ziel: Die Strukturen der Fifa sollen demokratischer werden.
Harsche Kritik an Verbänden
Jean-Pierre Méan, Präsident der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Schweiz, begrüsst die Reformvorschläge: So könne die Fifa die Unabhängigkeit und Unbefangenheit des Exekutiv-Komitees sicherstellen.
Allerdings werden die Vorschläge der Kommission für eine transparentere Organisation laut Pieth vor allem vom europäischen Verband Uefa torpediert. Dabei werde zum einen die Notwendigkeit von Prüfverfahren und Amtszeitbeschränkungen an sich in Frage gestellt. Zum anderen herrsche die Einstellung: Wenn überhaupt, dann machen wir das bei uns. Entsprechend beanspruchten die Dachverbände auf anderen Kontinenten das gleiche Recht.
Pieth: Reformprozess gefährdet
Zu den Gründen für den massiven Widerstand stellt Pieth gegenüber SRF weiter fest, dass man sich hier auf dem Feld der Selbstregulierung befinde. Sogar das Bundesamt für Sport habe kürzlich in einem Bericht an den Bundesrat klargestellt, dass an der Selbstregulierung der Sportdachverbände nicht gerüttelt werden soll.
Entsprechend gebe es keine Aufsichtsbehörde, die Verbände wie die Fifa dazu zwingen könnte, sich strengere Regeln zu geben. Laut Pieth bedeutet das: «Die Fifa muss sich überzeugen lassen. Wenn sie es nicht tut, hat sie nicht viel zu befürchten.» Der gesamte Reformprozess drohe zu scheitern.
Zündstoff garantiert
Für Jean-Pierre Méan war der Widerstand programmiert. «Ich bin nicht erstaunt. Es ist sicher sehr schwierig für eine Organisation wie die Fifa, sich zu reorganisieren.»
Für Zündstoff ist auf jeden Fall gesorgt. Fifa-Präsident Blatter will Ende Mai beim Kongress auf Mauritius über das Reformpaket für mehr demokratische Strukturen abstimmen lassen.
(prus,brut)