Fifa-Präsident Sepp Blatter hat die Vorbereitungen zur WM 2014 in Brasilien kritisiert. Der Stadionbau habe viel zu spät begonnen, sagte er in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung «24 heures». Prompt reagierte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff: Ihr Land werde eine tolle WM durchführen, twitterte sie.
Blatter beschwichtigte sogleich, ebenfalls per Tweet:
Mit seiner Kritik habe Blatter sicher nicht unrecht, sagt Tjerk Brühwiller im Gespräch mit SRF. Brühwiler berichtet für die NZZ aus Brasilien. An sechs von zwölf Stadien werde noch gebaut. Ein trauriges Beispiel sei São Paulo: Dort sollte die Arena eigentlich für das Eröffnungsspiel am 12. Juni bereitstehen.
Ende November war aber ein Kran umgestürzt. Zwei Arbeiter starben, die Überreste des Unfalls liegen immer noch auf dem Stadiondach. Seither stehen die Bauarbeiten still. Die Fertigstellung des Stadions war für Ende 2013 vorgesehen. «Und selbst dieser Termin wurde mehrfach herausgeschoben. Das ist natürlich alles andere als termingerecht», sagt Brühwiller.
«Brasilien braucht nicht zwölf Stadien»
Auch die Kritik Blatters, Brasilien habe eine WM mit zu vielen Stadien geplant, ist laut Brühwiller berechtigt. «Es braucht nicht zwölf Stadien, um eine WM durchzuführen.» Aber Brasilien wolle sich natürlich in seiner ganzen Grösse und Vielfalt zeigen.
Es war Brasiliens Präsidentin persönlich, die auf die Kritik Blatters reagierte. Bisher habe sich das Hin und Her jeweils eine Hierarchiestufe tiefer – zwischen Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke und dem brasilianischen Sportminister Aldo Rebelo – abgespielt, sagt Brühwiller. «Brasilien nimmt die Kritik sehr ernst. Beide Seiten sind nervös. Beide wollen sie einen makellosen Anlass bieten.»
«Die Brasilianer finden immer einen Ausweg»
Brühwiller sieht die WM trotz der zahlreichen Verzögerungen und Verstimmungen nicht in Gefahr: «Die Brasilianer haben die Gabe, aus jeder Situation einen Ausweg zu finden. Wie dieser Ausweg aussehen und was er kosten wird, steht aber auf einem anderen Blatt.»