In Frankreich geht die Angst vor einem «neuen Antisemitismus» um. Die Zahl der Attacken aufJuden hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Besonders dramatisch zugenommen haben nach den Angaben der Organisation zum Schutz der jüdischen Gemeinde (SPJC) die gewalttätigen Übergriffe.
Insgesamt zählte die jüdische Dachorganisation Crif im vergangenen Jahr 851 antisemitische Taten. Obwohl die Juden weniger als ein Prozent der französischen Bevölkerung ausmachten, hätten rund die Hälfte aller rassistisch motivierten Taten einen antisemitischen Hintergrund.
Frankreichs Staatschef François Hollande bezeichnete den Antisemitismus als «Geissel» für Frankreich. Seine Regierung werde bis Ende Februar einen «umfassenden Plan zum Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus» vorlegen, kündigte Hollande in der Pariser Schoah-Gedenkstätte bei einer Rede anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz an. Strafen gegen Gewalttäter sollten verschärft werden.
Exodus der Juden aus Frankreich
Die jüdische Gemeinde in Frankreich ist mit 500'000 bis 600'000 Mitgliedern die grösste in Europa und die drittgrösste weltweit nach Israel und den USA. Der wachsende Antisemitismus bringt jedoch immer mehr Juden dazu, das Land zu verlassen. Mit über 6000 emigrierten Juden lag Frankreich im vergangenen Jahr erstmals an der Spitze der Länder, aus denen nach Israel ausgewandert wurde.
«Frankreich ist Ihre Heimat. Ihr Platz als Franzosen jüdischen Glaubens ist hier.»
Präsident Hollande appellierte deshalb heute direkt an seine jüdischen Landsleute: «Frankreich ist Ihre Heimat. Ihr Platz als Franzosen jüdischen Glaubens ist hier.» Dagegen hatte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu nach den Anschlägen von Paris die französischen Juden öffentlich dazu eingeladen, nach Israel auszuwandern.