Die Mehrheit der Deutschen ist laut einer Umfrage der Meinung, dass ihr Land die grosse Zahl von ankommenden Flüchtlingen verkraften kann. 60 Prozent der Befragten zeigten sich im aktuellen ZDF-«Politbarometer» davon überzeugt, dass die Bundesrepublik den hohen Zustrom bewältigen kann.
Das waren etwas mehr als im Vormonat Juli, als 54 Prozent diese Ansicht vertraten, wie der Sender mitteilte. 37 Prozent sehen dies nicht so.
Fast drei Viertel der Bürger sind demnach dafür, dass es bei der Unterbringung von Flüchtlingen und der Abwicklung der Asylverfahren Unterschiede geben sollte – je nachdem, welche Chance jemand auf ein Bleiberecht hat. 23 Prozent sprechen sich dagegen für eine Gleichbehandlung aller Flüchtlinge aus. Der Vorschlag, diesen Menschen weniger Geld- und dafür mehr Sachleistungen zu geben, stösst mehrheitlich auf Zustimmung (69 Prozent), 26 Prozent lehnen das ab.
Zuzug von Arbeitskräften steuern
77 Prozent waren der Meinung, dass zusätzliche Regelungen wie ein Einwanderungsgesetz notwendig sind, die den Zuzug von Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern steuern.
Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen befragte von Dienstag bis Donnerstag 1251 Wahlberechtigte telefonisch.
Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière hatte am Mittwochabend eine neue Prognose vorgestellt, wonach bis zum Jahresende bis zu 800'000 Asylanträge erwartet werden. Bislang war der Bund von 450'000 Anträgen ausgegangen. Im Gesamtjahr 2014 gab es gut 200'000 Anträge.
De Maizière: 800'000 sind zu viel
Die Bundesregierung fordert eine faire Verteilung der Flüchtlinge in Europa. Geplant ist, vor allem die Menschen aus den Westbalkanstaaten, die keine Chance auf Asyl haben, schnell abzuschieben. Die Verfahren sollen dazu verkürzt und die Menschen bis zum Abschluss in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht werden.
De Maizière ist der Meinung, eine Zahl von 800'000 Asylbewerbern sei für ein Land wie die Bundesrepublik auf Dauer zu viel.
«Keine Denkverbote»
Derweil zeigt sich die deutsche Regierung offen für eine Änderung des Grundgesetzes, um den Kommunen bei der Unterbringung von Flüchtlingen direkt finanziell helfen zu können. um die Herausforderungen zu bewältigen, gebe es «keine Denkverbote», sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
Bislang kann der Bund nur den Ländern Geld zukommen lassen, die dieses dann an die Städte und Gemeinden weitergeben müssen. Kommunalverbände beklagen jedoch, dass das Geld zum Teil nicht in voller Höhe vor Ort ankomme.