Gemäss verschiedenen Quellen wird Israel trotz steigender Opferzahlen seine Offensive im Gazastreifen ausweiten. Dieser Ansicht ist auch SRF-Korrespondent Pascal Weber. Der Aufruf Israels an 50'000 Palästinenser ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu begeben, deute darauf hin. Die Menschen wüssten jedoch nicht wohin sie gehen sollen. Ausserdem stossen laut Weber die Hilfswerke an ihre Grenzen und die Versorgung mit Wasser, Strom und Medikamenten im Gazastreifen ist sehr schlecht.
Waffenstillstand unwahrscheinlich
Auch die Chancen auf einen Waffenstillstand stehen zur Zeit nicht gut. «Beide Parteien sind an einem Punkt angelangt, an dem sie sich schwer tun werden, ihre Meinung zu ändern», sagt Korrespondent Weber. Israel werde sich erst aus Gaza zurückziehen, wenn ein Grossteil der militärischen Infrastruktur der Hamas zerstört sei.
Die Hamas auf der anderen Seite habe im Moment überhaupt nichts vorzuweisen. Sie habe weder genügend Druckmittel aufbauen können um eine Öffnung der Grenzübergänge des Gazastreifens zu erzwingen, noch um die Freilassung von Gefangenen zu fordern. «Aus ihrer Sicht wäre ein Eintreten auf ein Waffenstillstandsabkommen gleichbedeutend mit einer bedingungslosen Kapitulation. Das kann sich die Hamas im Moment nicht leisten.»
Bisher drei israelische Soldaten tot
338 Menschen sind nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste seit Beginn der israelischen Luftangriffe am 8. Juli getötet sowie 2380 weitere verletzt worden. Seit dem Vorrücken israelischer Bodentruppen in den Gazastreifen in der Nacht zum Freitag starben mindestens 70 Palästinenser. Zwei Drittel der Opfer seien Zivilisten, hiess es.
Ein Hamas-Kommando versuchte heute nach Armeeangaben erneut, durch einen Tunnel nach Israel zu gelangen. Eine Militärstreife entdeckte den Trupp auf der israelischen Seite der Gaza-Grenze, bevor er eine nahe gelegene Ortschaft zu attackieren vermochte, wie die Armee mitteilte. Beim anschliessenden Gefecht wurde ein Angreifer getötet. Die anderen zogen sich durch den Tunnel nach Gaza zurück.
Zwei israelische Soldaten erlagen am Abend ihren Verletzungen. Zudem wurden in der Nacht zum Samstag ein israelischer Offizier schwer und zwei Soldaten leicht verwundet, wie die Armee mitteilte. Der israelische Soldat, der gestern getötet wurde, war zu Beginn der Offensive Opfer eines irrtümlichen Beschusses aus den eigenen Reihen geworden. Dies ergab eine Untersuchung durch das Militär.
Tunnel im Fokus
Mit dem ersten massiven Vorstoss in das Palästinensergebiet seit 2009 will Israel die militärische Infrastruktur der radikal-islamischen Hamas und verbündeter Gruppen zerschlagen. Dazu zählen zahlreiche Tunnel, mit denen die Hamas auf unterirdischem Weg in Israel Anschläge verüben oder Menschen entführen will. Die israelische Bodenoffensive begann nach tagelangem Raketenbeschuss und einem vereitelten Tunnelangriff militanter Palästinenser.
Die Türkei beantragte ein Dringlichkeitstreffen des UN-Menschenrechtsrats und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), wie Aussenminister Ahmet Davutoglu ankündigte. «Wir verurteilen die von Israel nach den inhumanen Morden durch Luftangriffe begonnene Bodenoperation in Gaza auf das Schärfste.»