Bei einem Angriff der algerischen Luftwaffe auf islamistische Geiselnehmer hat es verschiedenen Medienberichten zufolge viele Tote gegeben.
Über die Zahl der Opfer gibt es widersprüchliche Berichte. Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr von einem lokalen Informanten, sechs ausländische Geiseln und acht Islamisten seien getötet worden. 180 algerische Geiseln sollen demnach entkommen sein.
Von 34 getöteten Geiseln und 15 getöteten Islamisten berichtete die mauretanische Nachrichtenagentur ANI, die enge Kontakte zu den Geiselnehmern hat. Später meldete die Agentur unter Berufung auf einen der Kidnapper, sieben ausländische Geiseln seien noch am Leben.
Beschuss mit Kampfhelikoptern
Die algerische Nachrichtenagentur APS meldete, vier Ausländer seien bei der Militäraktion befreit worden. In algerischen Sicherheitskreisen hiess es zuvor, 25 ausländische Geiseln seien den Islamisten entkommen.
ANI zufolge beschossen algerische Kampfhelikopter die Erdgasanlage, in der islamistische Kämpfer Dutzende algerische und ausländische Arbeiter als Geiseln festhalten.
Derweil ist der Militäreinsatz Algeriens zur Befreiung der Geiseln nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur des nordafrikanischen Landes beendet. Die Agentur berief sich in ihrem Bericht auf eine offizielle Quelle, ohne Details zu nennen.
Geiseln mit Sprengstoffgürteln
Bevor das Militär eingriff, hatten drei Geiseln einen Rückzug der Armee gefordert. Ein Brite, ein Ire und ein Japaner sprachen per Telefon mit dem Fernsehsender Al-Dschasira. Die rund um das Gasfeld stationierten algerischen Soldaten müssten abziehen und die Schüsse gegen die Anlage einstellen, um das Leben der Geiseln nicht zu gefährden und eine Verhandlungslösung zu ermöglichen, sagten sie.
Die Geiseln wiederholten damit eine Forderung von einem der Entführer, der sich mit dem Pseudonym Abu al-Baraa präsentierte und sich zuvor auf Al-Dschasira zu Wort gemeldet hatte. «Wir fordern den Rückzug der algerischen Armee, um Verhandlungen ermöglichen zu können», sagte Baraa dem Sender.
Einige der entführten Ausländer müssen einem Fernsehbericht zufolge Sprengstoffgürtel tragen. Die Entführer selbst seien schwer bewaffnet und drohten damit, die Einrichtungen an dem Gasfeld in die Luft zu sprengen, berichtet ein TV-Sender.
Die Islamisten hatten am Mittwoch eine Erdgasförderanlage in In Aménas im Osten des Landes überfallen. Die Geiselnehmer sprechen von 41 Ausländern, die sie festhalten. Darunter seien sieben US-Bürger, zwei Franzosen und zwei Briten. Nach algerischen Quellen sind es dagegen nur rund 20 Geiseln.
Die Regierungen in den USA, Frankreich, Norwegen, Rumänien, Grossbritannien, Irland, Malaysien und Japan bestätigten, dass sich Bürger ihrer Länder unter den Geiseln befinden. Bei dem Angriff waren ein Brite und ein Algerier getötet worden.
Anschlag als Rache für Mali
Zur Geiselnahme auf dem Gasfeld des britischen Konzerns BP und der norwegischen Statoil bekannte sich eine Al-Kaida nahestehende islamistische Gruppe, die sich «Maskierte Brigade» nennt. Die Rebellen fordern ein Ende des französischen Einsatzes in Mali.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hat die algerische Regierung Gespräche mit den USA und Frankreich über einen möglichen internationalen Einsatz aufgenommen. Überdies stehe die Regierung mit Stammesältesten der Tuareg in Kontakt, sagte ein Gewährsmann.
Die Tuareg sollen enge Verbindungen zu den Al-Kaida nahestehenden islamistischen Extremisten haben. Algerien erhofft sich von ihnen Hilfe bei den Verhandlungen mit den Geiselnehmern.
«Kaltblütiger Mord»
Der britische Aussenminister William Hague kritisierte die Terroraktion in Algerien als «kaltblütigen Mord». Die britische Regierung arbeite «rund um die Uhr» an einer Lösung und stehe in engem Kontakt mit den Angehörigen der Opfer. Ein Notfall-Team sei nach Algerien geschickt worden, ergänzte er während eines Besuchs in Australien.