Dreieinhalb Jahre für 28 Millionen Euro: Das Urteil gegen den weltweit erfolgreichsten Fussballmanager aller Zeiten erregt in Deutschland grosses Aufsehen. Nicht nur unter Fussballfans, auch in der Politik wird heftig über die Verurteilung von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness wegen Steuerhinterziehung diskutiert.
Ein Urteil mit Signalwirkung
Sarah Wagenknecht von der Linkspartei reagierte knallhart: «Zunächst muss man sagen: Wer betrügt, der sitzt. Das sollte eigentlich ein genereller Rechtsgrundsatz sein.» Auch Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, hat wenig Mitleid mit seinem bayrischen Landsmann Hoeness: «Herr Hoeness hat versucht, sich als Opfer zu stilisieren. Er war allerdings ein Täter.»
Carsten Schneider von der SPD hält das Urteil für angemessen: «Schwere Steuerhinterziehung lohnt sich nicht. Von daher bin ich mit meinem Gerechtigkeitsempfinden gut getroffen durch dieses Urteil.»
Genugtuung bei Steuerdeal-Gegnern
Wagenknecht, Hofreiter und auch Schneider waren Gegner des Steuerabkommens mit der Schweiz. Sie sehen sich nach dem Urteil im Fall Hoeness bestätigt in ihrer Haltung, dieses Abkommen zum Scheitern gebracht zu haben. Joachim Poss von der SPD, einer der Vorkämpfer gegen den Deal mit der Schweiz, weist darauf hin, dass Hoeness mit dem Steuerabkommen nicht nur straffrei ausgegangen wäre.
Er hätte vermutlich auch noch wesentlich weniger nachzahlen müssen. «Das Abkommen hätte ihm womöglich noch einen beträchtlichen Betrag erspart. Es gab da eine Schätzung in einer renommierten deutschen Zeitung, die ging bis 20 Millionen Euro», sagt Poss.
Er und auch konservativere Politiker von CDU und FDP sehen im Hoeness-Urteil ein klares Signal an Steuersünder: Es lohnt sich nicht! Man erwartet jetzt noch mehr Selbstanzeigen.
Noch schärfere Regeln gefordert
Linke Politiker wollen das Steuerrecht gar noch weiter verschärfen und die Straffreiheit bei Selbstanzeige völlig abschaffen. Das verlangt auch Thomas Eigenthaler, der Chef der Gewerkschaft der Steuerbeamten gegenüber dem Fernsehsender n-tv. «In grossen Fällen von Steuerhinterziehung muss zukünftig Schluss sein mit einer Strafbefreiung durch eine Selbstanzeige.»
Stimmen, die der Steueroptimierung weniger kritisch gegenüberstehen sind am Tag des Hoeness-Urteils jedenfalls kaum zu hören gewesen. Man hat Mitleid mit dem erfolgreichen und sonst eigentlich sympathischen Menschen Hoeness, aber nicht mit dem Steuerhinterzieher – dafür ist der Deliktsbetrag von 28 Millionen Euro einfach etwas zu hoch.
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Bild 1 von 6. Uli Hoeness. Ganze 28,5 Millionen Euro hat der Präsident des FC Bayern München am deutschen Fiskus vorbeigeschleust. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 6. Alice Schwarzer . Auf einem Schweizer Bankkonto bunkerte sie mehrere Millionen Euro. Als es für Steuersünder in Deutschland immer enger wurde, erstattete auch Schwarzer Selbstanzeige. Im letzten Jahr hat sie 200'000 Euro Steuern nachbezahlt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 6. Klaus Zumwinkel . Ein Konto auf einer Bank in Liechtenstein wurde dem ehemaligen Chef der Deutschen Post zum Verhängnis. Steuerfahnder entdeckt seine undeklarierten Finanzgeschäfte auf einer gekauften Steuer-CD. Er wurde zu einer Geldstrafe von einer Million Euro verurteilt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 6. Boris Becker. Der Ex-Tennisprofi verlegte seinen Wohnsitz ins Steuerparadies Monaco, lebte aber weiterhin in Deutschland. Das Landgericht München verurteilte ihn deshalb 2002 wegen Steuerhinterziehung von 1,7 Millionen Euro zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 500.000 Euro Geldstrafe. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 6. Peter Graf. Der verstorbene Vater des Tennisstars Steffi Graf verheimlichte Einkommen seiner Tochter in Millionenhöhe. 1997 wurde er zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 6. Patrick Lindner. Der Schlagersänger hatte 160'000 Euro hinterzogen, indem er den Verlust aus der Vermietung einer Villa geltend gemacht hatte – dabei wohnte in dem Haus Lindners Manager und Lebensgefährte Michael Link. Bildquelle: Keystone.