Streng genommen geht es lediglich um 160 Arbeitsplätze: Die Europäische Bankenaufsicht EBA ist keine grosse Behörde. Sie sorgt für eine einheitliche und wirksame Aufsicht der Banken in der EU. Dennoch buhlen verschiedene EU-Mitgliedstaaten schon jetzt eifrig darum, diese Behörde nach einem Brexit zu sich zu holen. Es geht ums Prestige.
Spanien, Italien, Frankreich...
So will Spanien ein Bewerbungs-Dossier verfassen, das hat die Vize-Ministerpräsidentin am Freitag gesagt. Aber auch Italien soll Presseberichten zufolge Interesse angemeldet haben. Und Luxemburg wirft in die Waagschale, dank des starken Finanzplatzes geradezu prädestiniert zu sein für die europäische Bankenaufsicht: Das hat der luxemburgische Premierminister jüngst durchblicken lassen.
Frankreich wiederum wäre ebenfalls nicht abgeneigt, Sitz der Europäischen Bankenaufsichts-Behörde zu werden. In Paris befindet sich bereits die europäische Wertpapier-Aufsicht: Das kann – je nach Argumentation – ein Vor- oder ein Nachteil sein.
...und Frankfurt wäre praktisch
Und dann wäre da noch Deutschland: Der bayerische Finanzminister möchte, dass die deutsche Regierung offiziell um die EBA buhlt. Ihm schwebt naturgemäss München als neuer Behörden-Sitz vor. München würde so als zweitwichtigster deutscher Finanzplatz gestärkt, so die Überlegung des Finanzministers aus Bayern. Andere möchten hingegen gleich Frankfurt ins Rennen schicken. Das wäre zweifellos die praktischste Lösung, ist in Frankfurt doch bereits die Europäische Zentralbank angesiedelt, die die 130 grössten Banken der Eurozone überwacht.
Doch die Standorte für politische Behörden werden selten nur nach praktischen Gesichtspunkten ausgewählt. Da stehen vielmehr politische Überlegungen im Vordergrund. Das Ränkespiel um die Europäische Bankenaufsicht läuft bereits. Bald könnte übrigens auch das Buhlen um die Arzneimittelbehörde EMA losgehen, denn auch sie hat ihren Sitz derzeit noch in London.