Nach der Machtübernahme der zentralafrikanischen Rebellengruppe Seleka hat sich deren Anführer selbst zum neuen Präsidenten des Landes ernannt. Michel Djotodia erklärte nach Angaben des französischen Senders RFI, er wolle innerhalb von drei Jahren demokratische Wahlen ausrichten und den gebeutelten Staat zum Frieden führen.
Das gestürzte Staatsoberhaupt François Bozizé ist unterdessen mit einigen Familienmitgliedern ins benachbarte Kamerun geflohen. «Ja, er ist im Land, in Batouri», sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. «Er ist gestern Abend gegen 18 Uhr angekommen.» Batouri liegt im Osten Kameruns an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik.
Schwere Kämpfe
Michel Djotodia zeigt sich konziliant. Der Anwalt und Menschenrechtler Nicolas Tiangaye soll nach seinen Wünschen Premierminister bleiben. Der 56 Jahre alte ehemalige Oppositionspolitiker war nach Friedensgesprächen mit der Regierung Mitte Januar von den Rebellen für das Amt bestimmt worden.
Bei dem Einmarsch des Rebellenbündnisses Seleka («Allianz») in Bangui war es am Freitag und Samstag zu schweren Kämpfen mit regierungsfreundlichen Truppen gekommen. Dabei seien auch 13 südafrikanische Soldaten getötet worden, teilte die Regierung in Pretoria mit. Weitere 27 wurden verletzt, erklärte der südafrikanische Präsident Jacob Zuma. Ein Mann werde noch vermisst.
Dass Südafrika auf die gewaltsame Machtübernahme in Zentralafrika mit Protest reagiert, ist angesichts seiner getöteten Berater leicht verständlich. «Südafrika lehnt jeden Versuch ab, die Macht mit Gewalt an sich zu reissen», erklärte Präsident Jacob Zuma. «Wir werden deshalb Sanktionen und andere Massnahmen gegen die Verantwortlichen für einen verfassungswidrigen Regierungswechsel unterstützen.»
Protest aus aller Welt
Die Afrikanische Union (AU) verurteilte den Umsturz ebenfalls scharf. Die Vorsitzende des Staatenbundes, Nkosazana Dlamini-Zuma, erinnerte in einer Mitteilung daran, dass ein Land laut AU-Statut suspendiert wird, wenn es zu einer unrechtmässigen Machtübernahme kommt. Zudem müsse es isoliert und mit Sanktionen belegt werden, erklärte sie.
Der arabische Sender Al-Dschasira berichtete von schweren Plünderungen in Bangui. «Die Situation ist äusserst prekär. Die meisten Bewohner sind in ihren Häusern, weil fast alles geplündert wurde», zitierte der Sender eine UN-Mitarbeiterin vor Ort.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Machtübernahme
der Rebellen ebenfalls und forderte eine rasche Wiederherstellung der
verfassungsmässigen Ordnung. Zugleich zeigte er sich über Berichte
der Menschenrechtsverstösse besorgt, wie sein Sprecher am
Sonntagabend in New York mitteilte.