«Wir haben Zeugenaussagen von Ärzten, Flüchtlingen in benachbarten Ländern und Spitalmitarbeitern, dass in Syrien chemische Waffen verwendet wurden – nicht von der Regierung, sondern von der Opposition.» Das hatte Carla del Ponte im Tessiner Fernsehen RSI berichtet. Die Verletzungen vieler Opfer wiesen darauf hin, dass Sarin eingesetzt worden sei. Unumstössliche Beweise gebe es hingegen noch nicht, erklärte del Ponte weiter.
Die unabhängige Syrien-Kommission der Vereinten Nationen hat diese Aussagen relativiert. Es gebe «keine beweiskräftigen Ermittlungsergebnisse für einen Chemiewaffeneinsatz in Syrien durch irgendeine der an dem Konflikt beteiligten Parteien», erklärte die Kommission. «Daher ist die Kommission derzeit nicht in der Lage, diese Behauptungen weiter zu kommentieren.»
Die Erklärung kommt einem Dementi zu Medien-Äusserungen Del Pontes nahe, die selbst Mitglied der Experten-Kommission ist.
Auch Washington zeigt sich skeptisch. «Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass jedwede Nutzung von Chemiewaffen in Syrien vom Assad-Regime ausging», sagte ein Sprecher des Weissen Hauses.
Carla del Ponte räumte im Interview ein, dass Untersuchungen noch lange nicht abgeschlossen seien. Die Kommission müsse ihre bisherigen Erkenntnisse in weiteren Gesprächen mit Zeugen vertiefen, verifizieren und bestätigen.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat sich «besorgt» über die Lage in Syrien gezeigt. Er sagte, die Nato habe «Hinweise darauf, dass in Syrien chemische Waffen eingesetzt worden sein könnten». Die Nato habe aber «keine vertieften Kenntnisse darüber, wer diese chemischen Waffen eingesetzt hat».
Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad und die Rebellengruppen werfen sich gegenseitig vor, Chemiewaffen eingesetzt zu haben. Die USA hatten Staatschef Assad wiederholt gewarnt, Giftgas einzusetzen. Das sei eine rote Linie, die nicht überschritten werden dürfe.