Zwar sollen mittlerweile fast alle möglicherweise kontaminierten Getränke und Nahrungsmittel sichergestellt worden sein. Der Milchprodukte-Exporteur Fonterra gerät wegen seiner Informationspolitik aber immer weiter unter Druck.
Am Wochenende hatte der Milch-Riese mitgeteilt, 38 Tonnen eines Molke-Proteinkonzentrats seinen durch eine schmutzige Leitung verseucht worden. Das Produkt war bereits im Mai 2012 hergestellt worden und wird unter anderem auch in Babymilch verwendet. Darin wurden lebensgefährliche Bakterien entdeckt, die eine Lebensmittelvergiftung – auch Botulismus genannt – auslösen können.
Keiner glaubte zu dem Zeitpunkt, dass das zu Konsumentenbedenken führen könnte.
Hinweise auf eine Verunreinigung gab es offenbar schon im März. Das Unternehmen informierte die Behörden aber erst am Freitag, die Öffentlichkeit am Samstag und die Börse am Montag. Die Börsenaufsicht kündigte nach Medienberichten eine Untersuchung an. Der Firma drohe eine Strafe von umgerechnet 740'000 Franken. Das Unternehmen will sich bisher nicht dazu äussern, wieso es erst mit vier Monaten Verspätung informiert hat.
«Keiner glaubte zu dem Zeitpunkt, dass das zu Konsumentenbedenken führen könnte», sagte der Chef der Fonterra-Abteilung für Milchprodukte. «Seit 1950 hat es nur vielleicht zehn vergleichbare Fälle gegeben. Das ist ein Grund, warum wir über das Ergebnis der Tests so erstaunt waren.» Fonterra betont, dass nach bisherigen Erkenntnissen niemand erkrankt sei.
Furcht um Ruf Neuseelands
Für die Regierung ist der Lebensmittel-Skandal ein Supergau. Sogar die Landeswährung geriet unter Druck. Die Milchindustrie stellt ein Viertel der Ausfuhrerlöse. Und China importiert Milchpulver für Säuglinge zu 90 Prozent aus Neuseeland. Zusätzlich wirbt das ozeanische Land mit dem Slogan: «100 Prozent rein».
Kein Wunder flattern in Wellington die Nerven. Deshalb hat Premierminister John Key angekündigt, Beamte in mehrere Fonterra-Werke zu entsenden, um sicherzustellen, dass «exakte» Informationen fliessen. «Fonterra muss eine Reihe Fragen beantworten.»
Das Ministerium für die Rohstoffindustrie (MPI) startete eine Informationskampagne, um Eltern, Spitäler und Kindertagesstätten zu warnen. Wer das betroffene Nutricia-Milchpulver im Regal habe, solle es vernichten oder zum Laden zurückbringen.
Skandal betrifft vor allem Asien
Das Konzentrat wurde von acht Firmen in sieben Ländern in 900 Tonnen Nahrungsmitteln verwendet. Keiner dieser Fonterra-Kunden ist in Europa. In China und Vietnam wurden möglicherweise verunreinigte Produkte vom Markt genommen. Laut Fonterra-Chef Theo Spierings steht der Firma kein Einfuhrverbot für Produkte in China ins Haus. Allerdings gebe es Beschränkungen bei Molke-Protein-Konzentraten.