In einem Sitzungszimmer des US-Aussendepartements in Washington begrüsst Randy Berry, Sonderbeauftragter für die Menschenrechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender-Menschen weltweit, eine Delegation aus der Schweiz. Auch sie engagieren sich für die Rechte dieser Personengruppe, die auf Englisch LGBT genannt wird.
Die Schweizer Delegation ist auf Einladung des US-Aussendepartements in den Vereinigten Staaten unterwegs. Baltimore, New York, Salt Lake City, Washington – eine Studienreise, wie Maria von Känel vom Verband Regenbogenfamilien erklärt. «Für uns ist es wichtig zu verstehen, wie Menschen Vorurteile abbauen können. Und die Geschichte der USA zeigt uns, wie das geht.»
In den USA wurde viel erreicht
In den USA hat sich in letzter Zeit viel geändert: Gleichgeschlechtliche Paare dürfen Kinder adoptieren. Die Ehe ist nicht mehr explizit als Bund zwischen Mann und Frau definiert. Das wünschen sich die Aktivisten auch für die Schweiz.
Wie kam es zu diesem rechtlichen, aber auch gesellschaftspolitischen Wandel? Auf ihrer USA-Reise trifft die Delegation aus der Schweiz Politiker, Journalisten, Unternehmer. Und eben: Randy Berry. Seit Anfang Jahr ist er im Amt und für die Menschenrechte der LGBT-Gemeinde viel im Ausland unterwegs.
Keine einfache Aufgabe, sagt er. Es sei wichtig, dass man diplomatisch vorgehe. Berry sagt, er suche den Dialog mit den Regierungsvertretern. «Wir wollen niemanden verurteilen, sondern – manchmal auch sehr dezidiert – über die Probleme reden, mit denen die LGBT- Aktivisten in gewissen Ländern zu kämpfen haben.» Das sei der einzige Weg, alles andere sei kontraproduktiv.
Berry betont, auch die USA seien nicht perfekt, wenn es um die Rechte von Schwulen und Lesben gehe. Auch wenn die gleichgeschlechtliche Ehe nun erlaubt sei, bleibe in anderen Bereichen noch viel zu tun.
Wie schafft man den gesellschaftlichen Wandel?
Wie schätzt er die Lage in der Schweiz ein? Es folgt wiederum eine diplomatische Antwort: Jedes Land habe sein eigenes Tempo, sagt Berry. Er habe der Schweizer Delegation keine Tricks mit auf den Weg gegeben, wie sich der Prozess hin zu gleichen Rechten für die LGBT-Gemeinde beschleunigen liesse. Aber die Regierungen seien nur für die Gesetze da. Echter gesellschaftlicher Wandel werde erzielt, wenn die Menschen mehr Lesben und Schwule im Alltag sehen und ihre Situation und ihre rechtlichen Anliegen kennenlernten. Das sei die Aufgabe der Zivilgesellschaft.
Das ist auch ein erstes Fazit, das die Schweizer Gruppe zieht. Markus Stehle vom «Mannschaft-Magazin». Von verschiedenen Seiten habe man immer wieder gehört, wie wichtig es sei, Personen für die Sache gewinnen kann, die die Ehe von Schwulen und Lesben unterstützen – auch wenn sie selbst nicht homosexuell seien.
Zusammen, nicht allein
Renato Pfeffer von der Evangelischen Volkspartei Zürich sagt, wichtig sei auch, dass man mit allen Seiten in einen Dialog trete. «Ich denke, hier haben wir auch sehr viel darüber gelernt, wie man miteinander sprechen sollte. Und Delphine Roux vom Genfer LGBT-Verbund sagt, die Reise habe auch für die Aktivisten etwas gebracht: Die Erkenntnis nämlich, dass man zusammen mehr erreiche, als wenn alle einzeln für ihr Anliegen kämpften.