Der mexikanische Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán ist zum zweiten Mal aus der Haft in Mexiko ausgebrochen. Der einstige Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells verschwand am Samstagabend auf spektakuläre Weise aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano, das rund 90 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt liegt.
Flucht durch Tunnel
Guzmán entkam durch einen heimlich gegrabenen Tunnel, wie die Behörden bestätigten. Überwachungskameras hatten zuletzt Bilder von Guzmán im Duschbereich der Haftanstalt aufgenommen. Der 1,5 Kilometer lange Tunnel führe von der Duschkabine in der Zelle Guzmáns in ein im Bau stehendes Gebäude einer nahe gelegenen Wohnsiedlung, erklärte der nationale Sicherheitsbeauftragte an einer Medienkonferenz. Es handele sich um einen 1,7 Meter hohen und rund 80 Zentimeter breiten Tunnel.
Grossalarm in der Region
Die Behörden lösten nach der Flucht einen Grossalarm aus. Der Verkehr auf den Strassen der Region wurde den Angaben zufolge genauestens kontrolliert, Flüge vom nahegelegenen Flughafen Toluca wurden ausgesetzt.
Staatschef Enrique Peña Nieto zeigte sich «bestürzt» und kündigte tiefgehende Ermittlungen an, um mögliche Verwicklungen von Staatsdienern bei der Aktion aufzudecken.
Guzmán war 2001 schon einmal aus dem Gefängnis ausgebrochen, wo er eine lange Haftstrafe verbüsste. Damals gelang ihm die Flucht, indem er sich in einem Wäschewagen der Haftanstalt versteckte. Erst 13 Jahre später, im Februar 2014, wurde er im Nordwesten des Landes gefasst.
Mächtiges Drogenkartell
Guzmán, der als einer der mächtigsten Rauschgiftbarone der Welt galt, werden auch in den Vereinigten Staaten verschiedene Drogendelikte zur Last gelegt. Das Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko. Mit konkurrierenden Banden liefert es sich einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels in die USA. Dabei wurden seit Ende 2006 nach jüngsten Angaben mehr als 80'000 Menschen getötet.