Eigentlich hatte Japan nach der Tsunami-Katastrophe vom März 2011, welche den GAU in Fukushima zur Folge hatte, alle AKWs des Landes dauerhaft ausser Betrieb nehmen wollen. Doch inzwischen ist eine neue Regierung an der Macht, die es zu ihrem Ziel erklärt hat, die Atomkraftwerke – sie stehen seit 2011 Jahren still – wieder in Betrieb zu nehmen. Nun haben die Behörden letztinstanzlich grünes Licht für den Neustart des ersten AKWs gegeben.
Grosse symbolische Bedeutung
Die Atomanlage in Sendai soll im kommenden Jahr wieder ans Netz, entschied der zuständige Gouverneur. Sendai besteht aus zwei relativ kleinen Reaktoren und liegt rund 1000 Kilometer südwestlich von Tokio. Wirtschaftlich habe Sendai keine grosse Bedeutung, sagt Martin Fritz, Journalist in Japan, gegenüber SRF. «Aber die symbolische Bedeutung ist nicht zu unterschätzen.»
Die Japaner hätten in den vergangenen dreieinhalb Jahren gemerkt, dass es auch ohne Atomstrom gehen würde. «Diesen Zustand wollten die Atomkraft-Befürworter so schnell wie möglich beenden», so Fritz. Mit dem Entscheid in Sendai sei Premier Shinze Abe seinem erklärten Ziel ein Stück näher gekommen, die Atommeiler in Japan wieder in Betrieb zu nehmen.
Viele AKW in Japan veraltet
Doch: «Einen Neustart von allen 48 Atommeilern wird es auf keinen Fall geben», sagt Fritz. Bislang seien erst für einen Drittel der Anlagen Anträge für einen Neustart gestellt worden. Alle anderen Anlagen würden die neuen Auflagen für den Betrieb von Atomkraftwerken bei weitem nicht erfüllen.
Mindestens ein Dutzend Kernkraftwerke seien zu alt, um überhaupt noch nachgerüstet zu werden. Der Journalist geht davon aus, dass bis 2017/18 rund die Hälfte der 48 AKWs Japans wieder in Betrieb gehen werden.
Lokalbevölkerung entscheidet über AKW
Nicht alle Japaner stehen hinter Abes Politik. Vor allem in den Städten sei die Bevölkerungsmehrheit gegen die Atomenergie, weiss Fritz. Doch in den Regionen, in denen die Atomkraftwerke stehen, sehe dies anders aus. Weil die Kommunen dort auf die teils hohen Zuwendungen der AKW-Betreiber angewiesen seien, stehe auch die dortige Bevölkerung hinter der Atomenergie – und sie entscheidet darüber, ob ein AKW wieder ans Netz geht.