Millionen von Australiern wollten am Dienstagabend wie vorgeschrieben ihre Daten für die Volkszählung eintragen. Doch auf ihren Bildschirmen tauchte lediglich die Meldung auf, dass die Internetseite des Statistischen Amts «derzeit nicht verfügbar» sei.
Bereits am Dienstagnachmittag sah sich das Statistische Amt offenbar mit einem ersten Angriff durch ausländische Computerhacker konfrontiert. Dieser sei erfolgreich abgewehrt worden, wie die Behörde mitteilte. Weitere Attacken in Form eines «Denial of Service» – einer von Hackern provozierten Überlastung der Webseite – hätten das Amt dazu gezwungen, die Website stillzulegen.
Viel Spott unter #censusfail
In den sozialen Medien kam es zu einer Flut von Protesten. Unter dem Hashtag #censusfail liessen viele Australier dem Frustration und Spott freien Lauf. Die Website funktionierte erst am Mittwochmorgen wieder, aber langsam wegen der starken Nachfrage. Millionen von Meldepflichtigen dürften die Volksbefragung allerdings auf traditionelle Art und Weise beantworten – mit einem Kugelschreiber und auf einem Formular aus Papier.
Die alle fünf Jahre stattfindende Volkszählung dient der Regierung zur Planung von Dienstleistungen und Infrastruktur. Sie war bereits im Vorfeld ins Schussfeld der Kritiker geraten. Mehrere grüne und unabhängige Parlamentarier hatten angekündigt, trotz empfindlicher Bussen ihre Namen nicht einzutragen zu wollen. Zu gross sei die Gefahr, dass die sonst anonymen Angaben zu Beruf, Religion, Einkommen und Lebensumständen missbraucht werden könnten. Doch das Statistische Amt beschwichtigte. Alle persönlichen Daten würden nur intern verwendet.
Bis hin zu Rücktrittsforderungen
Die sozialdemokratische Opposition forderte inzwischen den Rücktritt des zuständigen Ministers Michael McCormack. Die Regierung sei «komplett inkompetent», wenn es darum gehe, die Daten der Bürger zu schützen, meinte ein Parteisprecher.
Kritik wird sich in den kommenden Tagen auch das IT-Unternehmen IBM gefallen lassen müssen. IBM hatte rund fünf Millionen Euro für den Aufbau, den Unterhalt und die Sicherung der Website erhalten. Trotz mehrfacher Zusicherungen war die Site offenbar nicht genügend vor Angriffen geschützt gewesen. Dabei hatten Experten vor genau einer solchen Situation gewarnt.
Attacken auf die Websites australischer Behörden sind nichts Neues: Selbst das Meteorologische Institut war schon mehrfach Ziel von Hackern in China. Wo die derzeitigen Angreifer auf die Volksbefragungs-Website sitzen, ist noch nicht bekannt. Der auf Datenanalyse spezialisierte Geheimdienst «Australian Signals Directorate» werde dem Fall nachgehen, hiess es in Canberra.