In den kommenden zwei Wochen weilen Delegationen aus 195 Nationen in Polen um über die Zukunft des Weltklimaregimes zu beraten. Ziel der Verhandlungen sind die Rahmenbedingungen eines Weltklimavertrages, der 2015 in Kraft treten soll. Die Erwartungen an die UNO-Klimakonferenz sind bescheiden. Denn gerade Gastgeber Polen nimmt alles andere als eine Vorreiterrolle im Klimaschutz ein. Der fehlende Ehrgeiz des Landes ist symptomatisch für die Probleme bei der Bekämpfung der Klimaerwärmung.
Das Land gewinnt seine Energie zu 90 Prozent mittels Kohle. Das grösste Sorgenkind Europas steht im polnischen Belchatow. Ein Kraftwerk mit umliegendem Tagbau. Jährlich produziert die Kohleverbrennung 30 Millionen Tonnen CO2, das entspricht drei Viertel des jährlichen Austosses in der gesamten Schweiz. Laut der polnischen Klimaexpertin Halina Pawlak ist Polen zu 90 Prozent von Kohleenergie abhängig. Grosse Zugeständnisse seien vom Gastgeber daher nicht zu erwarten.
Schwierige Verhandlungen
Der neue Klimavertrag soll als grosse Neuerung nicht nur die Industriestaaten in die Pflicht nehmen, wie dies beim Kyoto-Protokoll der Fall war, sondern auf Entwicklungs- und Schwellenländer ausgeweitet werden. Laut SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler ist es schwer die Chancen für das Zustandekommen eines Vertrags abzuschätzen. Die Verhandlungen dürften aber schwierig ausfallen: «Die Massnahmen werden den Staaten nun wehtun, da der Klimawandel bereits so stark fortgeschritten ist.»
Die Verpflichtung von Schwellenländern dürfte laut Häusler die grösste Herausforderung darstellen. «Gerade Indien wehrt sich gegen die Massnahmen mit dem Argument, die Industrieländer hätten die Umwelt bereits viel länger verschmutzt.» Wichtig sei es auch, dass man sich klar auf einen Zeitplan einige. «Sonst droht ein Fiasko wie 2009 in Kopenhagen.» Damals seien die wichtigen Probleme nach hinten verschoben worden, «bis keine Zeit mehr da war, diese zu lösen.»
Zwei-Grad-Grenze als Ziel
Die internationale Gemeinschaft möchte die Erderwärmung auf ein beherrschbares Mass eingrenzen. Konkret heisst das, die globale Erwärmung soll nicht auf über zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ansteigen. Die bisherigen Zusagen und Massnahmen zur Verringerung der Treibhausgase reichen dazu nicht aus. Der Weltklimarat warnte jüngst: Im schlimmsten Fall könnte die Durchschnittstemperatur bis 2100 um knapp fünf Grad ansteigen.