Vor einem geplanten Krisengipfel in Minsk hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko demonstrativ die Stadt Kramatorsk besucht. Dort waren beim Einschlag von Raketen in einem Wohnviertel mindestens 15 Menschen getötet und 63 verletzt worden. Kramatorsk liegt etwa 50 Kilometer von der Front entfernt. Die ukrainische Armee besitzt dort eine grosse Militärbasis.
Das Präsidialamt in Kiew veröffentlichte Fotos von Poroschenko in militärischem Tarnanzug. Der Staatschef habe Verletzte im Spital besucht und den Einschlagsort der Raketen begutachtet.
Gipfel in Minsk soll stattfinden
«Wir sollen den Frieden schützen, wir sollen Kramatorsk schützen, wir sollen die Ukraine schützen», sagte Poroschenko dem Präsidialamt zufolge. «Deshalb fahre ich nach Minsk, und wir werden die Unterbrechung des Krieges, den Abzug der (russischen) Truppen und den Beginn eines politischen Dialoges ohne Einmischung von aussen fordern», sagte der Staatschef. Die Separatisten weisen Vorwürfe zurück, sie hätten die Stadt beschossen.
Poroschenko will heute Mittwoch in Minsk mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, Frankreichs Präsidenten François Hollande und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel über den Konflikt verhandeln. Ob das Treffen auch tatsächlich stattfinden wird, ist noch unsicher. Der französische Aussenminister Laurent Fabius, bezeichnet das Zustandekommen des Gipfels jedoch als «sehr wahrscheinlich».
Kämpfe gehen weiter
Die Gewalt in der Ostukraine hatte in jüngster Zeit wieder zugenommen. Auch am Mittwoch gingen die Kämpfe weiter: In der von pro-russischen Rebellen kontrollierten Stadt Donezk wurde am Mittwoch durch den Beschuss einer Bushaltestelle mindestens ein Mensch getötet.
Ein Augenzeuge berichtete, eine Granate habe das Dach der Haltestelle im Stadtzentrum durchschlagen. Neben einem ausgebrannten Kleinbus sei die Leiche eines Mannes zu sehen gewesen. Sanitäter sagten, als Folge des Angriffs sei eine weitere Person im Spital gestorben, zwei andere seien schwer verletzt worden. Weder von Rebellenvertretern noch von der Regierung lagen zunächst Stellungnahmen vor.
In Kämpfen rund um den Verkehrsknotenpunkt Debalzewe seien in den letzten 24 Stunden 19 ukrainische Soldaten getötet und 78 verwundet worden. Dies teilte Militärsprecher Wladislaw Selezniow in Kiew mit. In der strategisch wichtigen Stadt zwischen den Separatisten-Hochburgen Donezk und Lugansk befinden sich zwischen 1500 und 5000 ukrainische Soldaten. Separatistenführer hatten zuletzt verkündet, Debalzewe komplett eingekesselt zu haben. Die ukrainische Führung bestreitet dies.