Die syrische Armee und ihre Verbündeten haben mit russischer Luftunterstützung im Nordwesten des Landes eine massive Bodenoperation gegen Rebellen begonnen. Russlands Präsident Wladimir Putin bestätigte Berichte der syrischen Opposition. Die Gefechte nördlich der Stadt Hama seien die heftigsten seit Monaten, berichtete zudem die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London.
Für den Strategieexperten der ETH Zürich, Mauro Mantovani, gehe es Assad im wesentlich darum seine Machtbasis im Küstengebiet zu erhalten. In einem weiteren Schritt erwartet Mantovani einen Vormarsch gegen Osten um bei allfälligen Waffenstillstand- oder Friedensverhandlungen eine möglichst gute Ausgangsposition zu erzielen. Hier spielen die Staaten Russland und Iran, die Assad bei der Offensive unterstützen, eine wesentliche Rolle.
Nicht nur den IS im Visier
Russland hatte vor einer Woche mit Luftangriffen in Syrien begonnen und argumentiert, damit die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen zu wollen. Die meisten Luftschläge richteten sich jedoch gegen Gebiete unter Kontrolle von Regimegegnern, die den IS bekämpfen.
Beobachter gehen davon aus, dass Russland die Macht des umstrittenen syrischen Machthabers Baschar al-Assad sichern will. Die Angriffe der USA und ihrer Verbündeten hingegen sollen nur den IS treffen.
Beginn einer grossen Offensive – oder nur Tests?
Es ist nicht klar, ob es sich bei den Angriffen um den Beginn einer in den vergangenen Tagen angekündigten Bodenoffensive handelt. Der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdelrahman, sagte, der Angriff sei ein Test für einen Grossangriff. Ein Militärberater der moderaten Freien Syrischen Armee (FSA) erklärte hingegen, die Operation sei der Beginn der Bodenoperation. Niemand nutze eine derartige Feuerkraft für einen Test, sagte Osama Abu Seid.
Gegner und Verbündete des Regimes hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass Tausende Kämpfer aus dem Iran und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah für eine Bodenoffensive der Armee gegen Rebellen nach Syrien verlegt worden seien. FSA-Berater Abu Seid sagte, es gebe Informationen, dass Iraner die Angriffe kommandierten.
Das umkämpfte Gebiet steht unter Kontrolle mehrerer moderater und radikaler Gruppen, die mit dem IS verfeindet sind. Zu ihnen gehört neben Brigaden, die vom Westen unterstützt werden, auch die Al-Nusra-Front, ein syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.