Wir werden nicht Hillary wählen, rufen Demonstranten vor dem Kongresszentrum in Philadelphia, wo die demokratische Partei Hillary Clinton heute offiziell als Präsidentschaftskandidatin nominieren wird.
Rund 1500 Protestierende versammeln sich, mehr als letzte Woche bei den Republikanern. Ihr Kandidat Bernie Sanders sei von der Partei ungerecht behandelt worden, kritisieren sie. E-Mails aus der Parteizentrale, die auf «Wikileaks» enthüllt wurden, bestätigen dies.
Die Leute sind wütend. Er werde im November einen Kandidaten einer Drittpartei wählen, sagt ein junger Mann: Gary Johnson der liberalen Partei oder Jill Stein der Grünen. Auch wenn das heisse, dass Donald Trump gewinnen könnte.
Für das mindere Übel zu stimmen – das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Einer ist ein Faschist und die andere hängt am Gängelband der Grosskonzerne.
Eine junge Frau mit einer Bernie-Sanders Schirmmütze doppelt nach: Wenn Trump gewinne, sei es, weil die Demokratische Partei Leute wie sie ausgeschlossen, nicht auf sie gehört habe. Bernie Sanders versucht zu besänftigen. Er trifft sich mit seinen Anhängern, und die Demokraten stellen das Redeprogramm so um, dass er die Schlussrede halten darf. Er endet mit den Worten: «Hillary Clinton wird eine ausgezeichnete Präsidentin sein und ich stehe zu ihr!»
Trotz der aufgeheizten Stimmung: Glaubt man den Umfragen, werden die meisten der Sanders-Leute im November Clinton wählen.
Hillary Clinton wird eine ausgezeichnete Präsidentin sein und ich stehe zu ihr.
Tom Gallagher, ein Bernie-Sanders-Unterstützer aus Kalifornien, hat seit dreissig Jahren auf einen Kandidaten wie Sanders gewartet. Noch nie habe in den USA ein Präsidentschaftskandidat über die Sozialdemokratie gesprochen.
Trotzdem warnt er wütende Sanders-Anhänger davor, eine Drittpartei zu wählen: Diese werde nämlich nie mehr als 2 Prozent der Stimmen holen. Die demokratische Partei von innen verändern, sei das Ziel. Kurzfristig heisse das, die bittere Pille schlucken und für Hillary Clinton stimmen.
Nach Philadelphia gekommen sind auch jene, die vorbehaltlos hinter Hillary Clinton stehen. Zwei Clinton-Unterstützer an der Demonstration in Philadelphia sagen, sie fänden die Sanders-Leute unsympathisch. Diese würden ihre Energie verschwenden, denn ihre Kandidatin sei: Hillary Clinton.