In Safirah, 20 Kilometer südöstlich der überwiegend von den Aufständischen kontrollierten Stadt Aleppo, soll sich eine der geheimen Giftgas-Fabriken des Assad-Regimes befinden. Für die «Rundschau» hat der Kriegsreporter Kurt Pelda den Standort ausgelotet.
Mehrere Augenzeugen untermauern den Sachverhalt, der sich aber nicht endgültig beweisen lässt. Exklusive Bilder zeugen von der Grösse der Anlagen, deren Produktionseinheiten unterirdisch angelegt sind.
Iranische Experten
«Dort drüben ist die Forschungsanlage. Hier werden seit 1990 chemische Waffen produziert», sagt ein Bauer, der den Schweizer Reporter so nahe an die Anlage führt, wie es für die Rebellen möglich ist. Die strategische Fabrik befindet sich immer noch in der Hand der Regierungstruppen.
Der Soldat Yassin Mohammed, der vor anderthalb Monaten zu den Aufständischen überlief, berichtet, dass iranische Experten in der Anlage tätig waren. Yassin war zur Bewachung des Werks eingesetzt. Er berichtet, dass es tief in den Berg gebaute Tunnels gebe. Drin war er allerdings nicht, und es sei verboten gewesen, sich gewissen Gebäuden zu nähern.
Für das «Rundschau»-Interview posiert der Soldat im Kreis von islamistischen Kämpfern. Seine Informationen können weiter nicht verifiziert werden. Er sagt, er habe oft gehört, dass in dem unterirdischen Werk chemische Waffen produziert würden.
Seine Angaben werden untermauert von einem Ingenieur, der elf Jahre lang in einer anderen Fabrik des gleichen Areals tätig gewesen war: «Ich war einmal kurz drin. Ich sah eine Halle, in der Raketenhüllen hergestellt werden. Gleich daneben wurden irgendwelche speziellen Chemikalien produziert.»
Bestätigt wird von allen Augenzeugen, dass die ganze Anlage der höchsten Geheimhaltung unterstellt ist. Der Schweizer Kurt Pelda beobachtete, dass die Fabrikanlage weitgehend von Aufständischen umstellt ist.
Für ihn keine beruhigenden Aussichten: «Mir ist aufgefallen, dass die stärkste der Rebellengruppen die sogenannte ‹Unterstützungsfront› ist.» Sie sei nicht Teil der Freien syrischen Armee. Vielmehr handle es sich um eine stark islamistisch ausgerichtete Kampfgruppe, die auch Selbstmordanschläge verübt. «Und es braucht nicht viel Vorstellungsvermögen um zu denken, dass diese so genannten Terroristen oder islamistischen Rebellen in Besitz der Waffen oder vielleicht auch der Produktionsanlagen gelangen wollen.»