Ägypten Thema am WEF
Der Tahrir-Platz, im Zentrum Kairos: Oppositionelle und Polizei liefern sich Strassenschlachten. Genau wie vor zwei Jahren. Damals war es der Auftakt zur Revolution in Ägypten.
Die Demonstranten auf dem Tahrir Platz schleudern Brandsätze auf die Einsatzkräfte. Die Polizei schiesst mit Tränengas zurück. Unter den Demonstranten waren der ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, sowie Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei und der populäre linke Oppositionelle Hamdien Sabbahi.
Tote in Suez
Die Demonstranten versuchen die Absperrung – die das Regierungsgebäude schützen soll – zu durchbrechen. Vorläufige Bilanz: Mindestens 450 Verletzte in Kairo, Alexandria, Suez und Ismailia.
In der Stadt Suez soll es nach Angaben von Ärzten mindestens sieben Tote gegeben haben. Ein weiteres Todesopfer gab es in der Stadt Ismailia.
Während es auf dem Tahrir-Platz relativ friedlich blieb, kam es in Nebenstrassen zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen der Ordnungspolizei und Demonstranten. In Alexandria setzte die Polizei Tränengas gegen Demonstranten ein, die daraufhin die Beamten mit Steinen bewarfen. Auch in Suez, in der Touristenstadt Luxor, in Kafr al-Scheich und in Mahalla demonstrierten Anhänger von Oppositionsparteien «für soziale Gerechtigkeit» und gegen «die Herrschaft der Muslimbrüder».
In Suez sind unterdessen Truppen der Armee aufmarschiert, wie das staatliche Fernsehen berichtete. Sie sollen die Polizei unterstützen, weil diese die Kontrolle über die Stadt verloren habe. Das sagte der örtliche Sicherheitschef.
Mursi kündigt hartes Vorgehen an
Nach den gewaltsamen Ausschreitungen meldete sich Präsident Mohammed Mursi zu Wort. Er rief zu Zurückhaltung auf und verurteilte die Gewalt.
Mursi appellierte an alle Bürger, die Werte der Revolution zu respektieren und ihre Meinungen friedlich zu äussern. Das erklärte er per Facebook und Twitter. Zudem kündigte Mursi ein hartes Vorgehen gegen die Gewalttäter an.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Viele Ägypter sind unzufrieden mit Mursi. Sie werfen ihm vor, die Ziele der Revolution von 2011 verraten zu haben. Diese hatte am Schluss zum Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak geführt.
In ihren Augen versucht Mursi zusammen mit den Muslimbrüder zu dominieren – auf Kosten der säkularen Kräfte im Land. Der Beweis: die vor einem Monat verabschiedete umstrittene Verfassung. Die Muslimbrüder weisen die Kritik zurück. Sie sehen sich durch ihren Wahlsieg bestätigt. Sie werfen ihren Gegnern vor, die demokratischen Spielregeln nicht zu respektieren.