Heute 100 Tote bei einem Überfall auf Viehzüchter, gestern 58 Opfer bei einem Angriff auf einen UNO-Stützpunkt, vor drei Tagen Gräueltaten in der Region um die Stadt Renk: Im Südsudan scheinen sich die Kämpfe zu intensivieren.
Seit Beginn des Gewaltausbruchs hat sich auch die Versorgungslage bedrohlich zugespitzt – auch, weil Lager des Welternährungsprogramms (WFP) geplündert wurden.
Der Südsudan ist seit Juli 2011 vom Sudan unabhängig. Zuvor gab es einen Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg. Am 15. Dezember eskalierte der Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem abgesetzten Stellvertreter Riek Machar. Die beiden Politiker gehören unterschiedlichen Ethnien an, deren Verhältnis seit Jahren gespannt ist.
Die Schlüsselstädte werden abwechselnd von der Regierung und den Rebellen kontrolliert. Dazu gehören Malakal, die Hauptstadt des Bundesstaats Upper Nile, und Bor, die Hauptstadt des Bundesstaats Jonglei.
Auch Flüchtlingscamps nicht sicher
Immer wieder berichten Hilfsorganisationen von Gräueltaten. Katharina Witkowski, Mitarbeiterin von World Vision, berichtete vor drei Tagen von schweren Kämpfen in Flüchtlingscamps. Zahlreiche Vertriebene mussten die Lager verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen.
Malakal, die zweitgrösste Stadt des Landes wurde vor einigen Wochen komplett geplündert und zerstört. «Malakal ist heute eine Geisterstadt», sagte Witkowski. «Menschen wurden in Krankenhausbetten erschossen und überall im Stadtgebiet sieht man menschliche Skelette.»
UNO: Kinder hungern
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) warnt vor einer dramatischen Hungersnot im Krisenstaat Südsudan. Die Ernährung von 3,7 Millionen Menschen ist nicht gesichert, 50'000 Kinder unter fünf Jahren könnten laut UNICEF sterben.
Von den zur Versorgung der Notleidenden benötigten 38 Millionen Dollar hat UNICEF erst 4,6 Millionen Dollar zusammen. «Und das Schlimmste steht noch bevor. Wenn der Konflikt fortdauert und die Bauern nicht säen können, werden wir eine Unterernährung von Kindern sehen, wie es sie hier noch nie gab», sagte der Südsudan-Beauftragte Jonathan Veitch.
Ärzte ohne Grenzen sprechen von Schande
Als «schockierendes Zeichen von Gleichgültigkeit» hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die Zustände in einem Lager der Vereinten Nationen im Südsudan bezeichnet. Die Lage sei beschämend für die UNO, sagte Ärzte ohne Grenzen.
Trotz der anstehenden Regenzeit hätten die UNO-Verantwortlichen nichts getan, um die Bedingungen für die 21‘000 Menschen im Lager zu verbessern. Viele der Flüchtlinge würden in tiefgelegenen Gebieten campieren, die als erste den Fluten ausgesetzt seien. «Die Entscheidung, nichts zur Verbesserung zu tun, ist eine Schande», sagte Carolina Lopez von der Ärzteorganisation.