Sechs Tage lang wollen die Lokführer in Deutschland streiken. Es ist bereits der achte Bahnstreik und zugleich derjenige, der am längsten dauern soll. Kein Wunder, ist Claus Weselsky im Moment in Deutschland nicht sonderlich beliebt. Er ist der Chef der deutschen Lokführergewerkschaft GDL und damit verantwortlich für den aktuellen Streik.
Doch Weselsky sieht sich im Recht und den Streik als «letztes Mittel». Das Problem sei, dass die Deutsche Bahn die GDL dazu zwingen wolle, dieselben Tarifverträge abzuschliessen, wie sie sie bereits mit anderen Gewerkschaften ausgehandelt habe. «Damit nimmt sie uns unsere Grundrechte», sagt Weselsky im Gespräch mit SRF. «Unsere Mitglieder haben sich entschieden, in der GDL zu sein und von ihr spezielle Tarifverträge zu bekommen.»
«Keine andere Möglichkeit»
Die Verantwortung für den Schaden, den die deutsche Wirtschaft durch den Streik nimmt, sieht Weselsky bei der Deutschen Bahn (DB). «Die Lokführer und Zugbegleiter haben keine andere Möglichkeit» als in den Streik zu gehen, sagt Weselsky. «Der Arbeitgeber ist nicht bereit, dem Zugpersonal eine Verbesserung bei den Arbeitszeiten zuzugestehen.» Wer das Zugpersonal so missachte, der brauche höheren Druck.
Der Gewerkschaftsführer rechnet mit einem gewissen Verständnis der Bahnkunden für den Streik. «Wir wissen, dass die Bahnkunden nicht vor Begeisterung am Bahnsteig stehen und klatschen. Aber wir sehen auch, dass sie begreifen, dass das Management uns hinhält, dass die Deutsche Bahn auf Zeit spielt.»
Der DB seien ihre Lokführer und Zugbegleiter «völlig egal»; vielmehr treibe sie das Personal immer wieder in den Arbeitskampf. «In der Schweiz würde das nie vorkommen», sagt Weselsky, «dort hat man eine sehr hohe Wertschätzung für die Lokführer. Deswegen funktioniert in der Schweiz die Sozialpartnerschaft ganz anders, viel besser als hier.»