Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) übernimmt die Verantwortung für den blutigen Anschlag auf ausländische Touristen in Tunis. In einer am im Internet verbreiteten Audiobotschaft wurden die Angreifer als «Ritter des Islamischen Staates» bezeichnet. Zudem war die Rede von einer «geheiligten Invasion in einen Unterschlupf der Ungläubigen und des Lasters im muslimischen Tunesien».
Seit dem Anschlag auf auf das Nationalmuseum am MIttwoch sind nach offiziellen Angaben neun Verdächtige festgenommen worden. Vier von ihnen stehen laut der Regierung «in direkter Verbindung» mit dem Attentat vom Vortag. Fünf weitere werden verdächtigt, mit der verantwortlichen «Zelle» in Verbindung zu stehen.
Soldaten in allen grösseren Städten
Auf Anweisung von Präsident Bedschi Caid Essebsi wurden ausserdem Soldaten in die grösseren Städte des Landes verlegt. Sie sollen dort die Sicherheit gewährleisten. Die Entscheidung sei nach Beratungen mit der Armeeführung gefallen, erklärte das Präsidialamt.
Inzwischen hat sich die Zahl der Todesopfer nach Angaben des Gesundheitsministeriums weiter erhöht. Insgesamt 25 Menschen seien bei dem Angriff getötet worden, darunter 20 Urlauber, teilte das Ministerium mit. Zuvor war von 17 getöteten Touristen gesprochen worden.
Keine Schweizer betroffen
Die Herkunft der Touristen ist noch nicht eindeutig geklärt, jedoch sind laut den Informationen des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) weder Schweizer unter den Todesopfern noch unter den Verletzten.
Nach Angaben der Regierungen in Rom, London, Tokio und Warschau starben vier Italiener, eine Britin, drei Japaner und zwei Polen. Tunesischen Angaben zufolge kamen ausserdem Touristen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Kolumbien, Australien sowie drei Tunesier ums Leben.
Bei zwei Toten handele es sich um von Spezialeinheiten getötete Extremisten, beides Tunesier. Einer sei den Behörden bereits bekannt gewesen. Die Zahl der Verletzten stieg auf 47 an.
Schwerster Anschlag seit der Revolution
Aufatmen konnten Angehörige eines spanischen Paares. Gemeinsam mit einem Tunesier harrte das Paar nach dem Angriff die gesamte Nacht im Museum aus. Sie seien erst am Donnerstag aus ihrem Versteck gekommen, berichtete der tunesische Radiosender Mosaique. Die Spanierin sei im vierten Monat schwanger.
Laut Regierungschef Habib Essid waren die Angreifer in Militäruniformen gekleidet und mit Kalaschnikows bewaffnet. Sie eröffneten demnach das Feuer auf die Touristen, während diese aus ihren Bussen stiegen, und jagten ihnen dann in das Innere des Gebäudes hinterher. Dieses liegt direkt neben dem Parlament.
Weitere Informationen
Das Attentat war der schwerste Terroranschlag in Tunesien seit Beginn des arabischen Aufstands vor mehr als vier Jahren. Das Land ist der einzige arabische Staat, der seitdem den Übergang in die Demokratie geschafft hat. Gleichzeitig kämpft Tunesien mit Extremisten. Im Land kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen radikalen Gruppen und Sicherheitskräften, vor allem in den Grenzgebieten. Bislang hat sich keine Terrorgruppe zu dem Anschlag bekannt.