Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) um die nordsyrische Grenzstadt Kobane zeigt sich die US-Regierung erstmals vorsichtig optimistisch. «Tatsächlich gibt es da einige Fortschritte», sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel.
Der Kampf zur Zerstörung der Terrormiliz werde aber lang und schwer sein und die Lage sei weiterhin «gefährlich», fügte er hinzu. Die USA würden weiterhin «alles tun, was mit Luftangriffen möglich ist», um die Dschihadisten aus der Grenzstadt zur Türkei zurückzudrängen.
Die jüngsten Luftangriffe waren sehr hilfreich
Die Kurden bestätigten, dass die Luftangriffe der internationalen Koalition gegen den IS den Vormarsch der Dschihadisten in Kobane vorerst gebremst haben. Idris Nassan, Sprecher der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG), sagte: «Die jüngsten Luftangriffe waren sehr hilfreich.»
IS beordert mehr Kämpfer nach Kobane
Bei den Luftangriffen seien einige IS-Stellungen getroffen worden. Die kurdischen Kämpfer hätten ihre Positionen halten können und versuchten, die sunnitischen Extremisten zurückzudrängen. Die Kämpfe seien weniger heftig als am Vortag, als IS-Milizionäre die Kurden von drei Seiten angegriffen hatten.
Allerdings fehlten den kurdischen Volksschutzeinheiten nach wie vor die nötigen Waffen und Munition, um der Terrormiliz wirksamer entgegentreten zu können. Notwendig sei eine bessere Koordination mit der internationalen Koalition, sagte Nassan.
Zwar seien die IS-Truppen nun nicht mehr weiter vorgerückt, doch kontrolliere die Extremistengruppe nach wie vor etwa 40 Prozent von Kobane, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Um die Schlacht für sich zu entscheiden, habe der IS Kämpfer aus den Provinzen Rakka und Aleppo abgezogen und nach Kobane beordert.
USA wünscht Einsatz der Türkei
Medienberichten zufolge würden sich die USA ein Eingreifen türkischer Bodentruppen zum Schutz von Kobane wünschen. Türkische Panzerverbände stehen an der Grenze in Sicht- und Schussweite zu der Kurdenstadt.
Die Regierung in Ankara hat aber klargemacht, dass sie im Alleingang keine potenziell verlustreiche Bodenoffensive gegen den IS beginnen will. Ein ungenannter hochrangiger US-Regierungsvertreter kritisierte diese Zurückhaltung kürzlich in der «New York Times»: «So handelt kein Nato-Verbündeter, während einen Steinwurf von der Grenze entfernt die Hölle ausbricht.»
Militärchefs beraten Vorgehen
Die internationale Militärkoalition gegen den IS kommt am Dienstag zu Beratungen zusammen. Es ist das erste Treffen auf dieser Ebene seit Beginn der Luftschläge im Irak Anfang August.
Die mehr als 20 Militärchefs wollen an ihrem Treffen in Washington über die bisherigen Erfolge der Luftangriffe auf IS-Stellungen diskutieren. Ein Thema soll auch die Ausbildung der irakischen Regierungstruppen sowie moderater syrischer Kämpfer sein. Für Kobane könnte es dann bereits zu spät sein.
Briten bilden Peschmerga-Kämpfer aus
Im Irak gingen die IS-Milizen mit Selbstmordanschlägen in die Offensive, bei denen mindestens 33 Menschen starben. Laut IS seien die Selbstmordattentäter ein Deutscher, ein Türke und ein Saudi gewesen.
Derweil befindet sich eine Sondereinheit von Soldaten der britischen Armee auf irakischem Boden. Es handele sich um «ein kleines Team von Spezialisten», teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Sie arbeiteten nahe der Front zwischen kurdischen Truppen und Kämpfern der IS-Terrormiliz.
Damit bestätigte das Ministerium seit längerem kursierende Spekulationen. Aufgabe der Soldaten sei es, kurdische Peschmerga-Kämpfer im Umgang mit schweren Maschinengewehren zu trainieren. An Kampfhandlungen nähmen die Briten nicht teil.