Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sind bei einem Überraschungsangriff erneut in die nordsyrische Stadt Kobane eingefallen. Bei mindestens drei Selbstmordattentaten der Extremisten und Gefechten mit kurdischen Einheiten seien insgesamt 49 Menschen getötet worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Neben 14 toten IS-Kämpfern seien auch viele Frauen und Kinder unter den Opfern.
Erst im Januar hatten die Kurden die Stadt nach monatelangen Kämpfen mit Hilfe von Luftangriffen der internationalen Koalition aus der Gewalt der IS-Terrormiliz befreit. Gegen die derzeitigen Angriffe sind die kurdischen Kämpfer jedoch nicht derart gewappnet wie damals. Da viele von ihnen an anderen Fronten kämpften, seien nur wenige Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten in der Stadt, sagte ein Sprecher. Die Gefechte seien immer noch im Gang.
Zwei weitere Orte überfallen
Zugleich überfiel der IS im Norden Syriens zwei weitere Orte, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Demnach griffen die Extremisten etwa 35 Kilometer südlich von Kobane das Dorf Barcha Batan an und töteten mindestens 20 Menschen, darunter befänden sich wiederum zahlreiche Frauen und Kinder. Ein dritter Angriff erfolgte auf die Stadt Hasaka im Nordosten des Landes.
Kurden stehen vor Rakka
Der Angriff erfolgte nur wenige Tage, nachdem die IS-Extremisten im Norden Syriens schwere Niederlagen gegen die Kurden erlitten. Diesen Umstand betont auch die Journalistin Inga Rogg im Gespräch mit SRF: «Ich sehe den Angriff auf Kobane eher als Entlastungsangriff und als eine Demonstration an die Kurden, dass der IS noch stark ist.» Für den IS werde es schwierig, die Stadt wieder einzunehmen, sagt sie. «Die Kurden konnten die zwei Kantone, die sie dort ausgerufen haben, zusammenfügen und sind näher zur IS-Hauptstadt Rakka vorgedrungen. Sie stehen 50 Kilometer vor Rakka.»
Dem syrischen Staatsfernsehen zufolge sollen die IS-Kämpfer, die den Angriff auf Kobane lancierten, über die Türkei nach Syrien gelangt sein. Eine Quelle für diese Nachricht hat die Einrichtung aber bis jetzt nicht angegeben. Aus Ankara war derweil ein Dementi zu vernehmen. Die Dschihadisten seien von der syrischen Stadt Dscharabulus nach Kobane gekommen.