Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) scheint von mehreren Seiten einen Grossangriff auf die kurdische Enklave Kobani in Nordsyrien begonnen zu haben. Mindestens zwei Granaten seien am Abend im Westen der Stadt eingeschlagen, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Auch von Osten her sollen die Extremisten nach Angaben von Augenzeugen angreifen.
Auf Twitter berichten Beobachter von der türkischen Grenze aus ebenfalls von «schwerem Beschuss». Eine arabische Journalistin vor Ort schrieb, es sei das erste Mal, dass die IS-Miliz einen so grossen Angriff unmittelbar auf die Stadt führe. Autos würden «reihenweise» die Stadt verlassen. Ein Korrespondent der kurdischen Nachrichtenseite «Rudaw» bestätigte Angriffe auf das Stadtzentrum.
Kurden moblisieren
Die Kurden haben im Kampf um die nordsyrische Stadt Ain al-Arab (Kurdisch: Kobani) nach Angaben von Menschenrechtlern rund 1800 Kämpfer mobilisiert. Allein seit letztem Mittwoch seien 1500 neue Peschmerga in der kurdischen Enklave an der syrisch-türkischen Grenze eingetroffen, meldete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Terrormiliz vor den Toren Kobanis
Kobani war vor über einer Woche von IS-Kämpfern umzingelt worden. Bei ihrem Vormarsch hatten die Dschihadisten mehr als 60 Dörfer im Umland eingenommen. Tausende Menschen waren nach Norden in die Türkei geflohen. Nach Angaben von Augenzeugen stehen die IS-Kämpfer mittlerweile bis zu zehn Kilometern vor der Stadt.
Am Samstag hatten die Dschihadisten erstmals den Stadtkern mit Mörsergranaten beschossen. Dabei seien ein Mensch ums Leben gekommen und mehrere verletzt worden, berichtete die Beobachtungsstelle.
Gleichzeitig griffen Flugzeuge des US-geführten Anti-IS-Bündnisses erstmals Stellungen der Dschihadisten in Dörfern nahe Ain al-Arab an; das bestätigte das US-Zentralkommando.
Al-Nusra-Front spricht Drohung aus
Die radikal-islamische al-Nusra-Front hat unterdessen Vergeltung für die US-geführten Luftangriffe auf ihre Stellungen in Syrien geschworen. Die beteiligten Staaten seien damit zum Ziel für Gotteskrieger in aller Welt geworden, erklärte ein Sprecher in einer am Samstag im Internet veröffentlichten Audiobotschaft.
«Diese Staaten haben schrecklichen Taten begangen, die sie auf die Liste dschihadistischer Ziele in aller Welt bringen», sagte al-Nusra-Sprecher, Abu Firas al-Suri. Es werde nicht Krieg gegen die Nusra Front geführt, sondern gegen den Islam als Ganzes. «Dieser Krieg könnte Jahrzehnte dauern», hiess es weiter. Es war die erste Reaktion der mit der Al-Kaida verbündeten Gruppe seit dem Beginn der Luftangriffe am Dienstag.