Die Kämpfer der radikal-islamischen Isis-Miliz festigen ihre Kontrolle über den Nordwesten des Irak. Laut irakischen Militärkreisen nahmen sie in der Provinz Anbar drei weitere Städte ein.
Die Regierungstruppen hätten sich aus den Ortschaften Rawa, Ana und Rutba zurückgezogen, sagte ein Vertreter des irakischen Militärgeheimdienstes. Kurz darauf seien Kämpfer der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (Isis) eingerückt. Die sunnitische Dschihadisten-Miliz kontrolliert damit grosse Gebiete beiderseits der syrisch-irakischen Grenze.
Die Dschihadisten richteten derweil in zwei westirakischen Städten 21 Menschen hin. Das wurde von Offizieren und Ärzten mitgeteilt. Bei den Getöteten handelte es sich den Angaben zufolge um Repräsentanten der bisherigen Autoritäten. Die Exekutionen erfolgten in Rawa und Ana.
Wichtige syrische Städte erobert
Die Isis eroberte nach Angaben der syrischen Opposition auch drei strategisch wichtige syrische Städte im Grenzgebiet. Im syrischen Bürgerkrieg kämpft die Isis gegen Regierungstruppen sowie gegen andere Dschihadisten-Gruppen.
Kampfflugzeuge der syrischen Luftwaffe bombardierten Isis-Stellungen an der Grenze. Allein 16 Menschen kamen bei einem Angriff auf die Ortschaft Muhassan ums Leben. Die Stammesältesten des Ortes hatten sich am Vortag Isis angeschlossen.
Jordanien verstärkt Grenzschutz
Angesichts des Vormarschs der Isis-Milizen im benachbarten Irak hat Jordanien den Grenzschutz verstärkt. Armee-Einheiten entlang der 181 Kilometer langen Grenze seien in Alarmbereitschaft versetzt worden, sagte ein Militärvertreter. Inzwischen werde der einzige Grenzübergang auf irakischer Seite von sunnitischen Stammeskämpfern kontrolliert, verlautete aus jordanischen Sicherheitskreisen weiter.
Im Irak ist Isis in den vergangenen Tagen nach einer Blitzoffensive ins Umland von Bagdad vorgestossen. Die Miliz kontrolliert bereits die grösste Stadt des Nordens des Irak, Mossul. Ihre Kämpfer griffen auch die nördlich von Tikrit gelegene Stadt Al-Alam an. Das Staatsfernsehen berichtete von 40 getöteten Isis-Kämpfern.
Schiiten organisieren Widerstand
In der irakischen Hauptstadt Bagdad versucht die schiitische Regierung derweil, den Widerstand zu organisieren. Am Samstag paradierten Tausende Freiwillige in Tarnanzügen durch das Slumviertel Sadr.
Wie im benachbarten Syrien regt sich auch im Irak unter den Sunniten Widerstand gegen die Isis. In Hawidscha südwestlich von Kirkuk kam es nach Stammesangaben zu Gefechten mit der Nakschbandi-Armee, einem Zusammenschluss früherer Armeeoffiziere und Anhänger der Baath-Partei des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein. Dabei seien mindestens zehn Menschen getötet worden.
Iran gegen US-Einmischung
Das geistliche Oberhaupt im schiitischen Iran, Ajatollah Chamenei, sprach sich nachdrücklich gegen eine Intervention der USA im Nachbarland aus.
Die Iraker seien selbst in der Lage, die Gewalt zu stoppen, sagte Chamenei. Der Konflikt sei kein religiöser, sondern werde zwischen denjenigen ausgetragen, die den Irak an der Seite der USA sehen wollten und denjenigen, die sich für die irakische Unabhängigkeit einsetzten.