Eine Woche nach Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen werden die Kämpfe immer verlustreicher – mit immer mehr zivilen Opfern.
Am Donnerstag wurden mindestens 51 Palästinenser getötet, unter ihnen viele Zivilisten, wie die örtlichen Rettungsdienste mitteilten.
Bei einem israelischen Granatenangriff auf eine Schule in Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen starben am Donnerstag nach palästinensischen Angaben mindestens 16 Menschen. Ausserdem seien mehr als 200 Menschen verletzt worden. In der Schule hatten etwa 1200 Flüchtlinge Schutz gesucht.
Israel spricht von Vorwarnung – UNO dementiert
Bei dem Angriff seien auch UNO-Mitarbeiter getötet worden, wie UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Donnerstag in einer in New York veröffentlichten Erklärung bekanntgab. «Es gab viele Tote, darunter Frauen und Kinder und UNO-Mitarbeiter», hiess es. Ban verurteilte den Angriff auf das Gebäude im Norden des Gazastreifens scharf. Es habe sich um eine Schule des UNO-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA) gehandelt.
Die israelische Armee teilte mit, die Betreiber der Schule seien vor dem Angriff aufgefordert worden, das Gebäude zu räumen. Die radikal-islamische Hamas habe die Zivilisten aber daran gehindert, die Schule zu verlassen. UNRWA-Sprecher Chris Gunness teilte hingegen mit, seine Organisation habe vergeblich versucht, mit der
israelischen Armee eine Räumung der Schule zu koordinieren.
UNO kritisiert Waffenverstecke in Schulen
Der UNO-Generalsekretär hatte erst am Mittwoch empört auf den Fund von Raketen in Schulen der Vereinten Nationen im Gazastreifen reagiert. Dadurch würden die Gebäude zu Angriffszielen gemacht und die dort aufgenommenen Flüchtlinge gefährdet, hiess es in einer Erklärung der UNO in New York.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu liess keine Bereitschaft zu einer Einstellung der Kampfhandlungen erkennen. «Wir treiben unsere Operationen in Gaza mit voller Kraft voran, in der Luft und am Boden», sagte er vor einer Kabinettssitzung.
Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas seit langem vor, immer wieder aus dicht bewohnten Vierteln die Armee anzugreifen und so den Tod von Zivilisten in Kauf zu nehmen.
Nach Informationen des UNO-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat die israelische Armee einen drei Kilometer breiten Streifen in dem ohnehin schmalen Küstengebiet mit seinen etwa 1,8 Millionen Einwohnern zum Kampfgebiet erklärt, das von Zivilisten nicht betreten werden dürfe.
Wieder Flüge nach Tel Aviv - ohne Swiss
Obwohl Palästinenser weiterhin Raketen Richtung Grossraum Tel Aviv schossen, hob die US-Luftfahrtbehörde FAA das Flugverbot nach Israel wieder auf. Wie die FAA bekanntgab, darf der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv seit Donnerstag wieder von US-Airlines angeflogen werden. Auch der britische Billigflieger Easyjet kündigte die Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach Israel ab Freitag an – unter anderem von Genf aus.
Die Lufthansa und damit ihre Tochtergesellschaft Swiss werden alledings auch am Freitag nicht nach Israel fliegen. Sämtliche Flüge von Swiss, Lufthansa, Germanwings, Austrian Airlines und Brussels Airlines nach Tel Aviv würden annulliert, teilte die Lufthansa am Donnerstagabend mit. Insgesamt seien 16 Flüge aus Zürich, Frankfurt, München, Köln, Wien und Brüssel betroffen – allein aus Zürich zwei Hin- und Rückflüge. Die Sicherheit der Kunden habe höchste Priorität, heisst es in der Mitteilung.
Fast zeitgleich wurden über dem Grossraum Tel Aviv wieder fünf aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abgefangen. Die Hamas teilte mit, sie ziele weiter auf den Flughafen bei Tel Aviv.
Bemühungen um Feuerpause
Israelische Medien berichteten von Bemühungen um eine fünftägige humanitäre Feuerpause zwischen Israel und der Hamas. US-Aussenminister John Kerry reiste nach Vermittlungsgesprächen in Israel und den Palästinensergebieten wieder nach Kairo. Hamas-Exilchef Chaled Maschaal hatte am Mittwochabend die Zustimmung seiner Organisation zu einer Vereinbarung mit Israel erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig gemacht.