Eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben hat Italien mit einem zweiten Staatsbegräbnis Abschied von den Toten genommen. «Das Erdbeben tötet nicht. Das Werk des Menschen tötet», mahnte der Bischof von Rieti, Domenico Pompili, bei der Predigt in Amatrice.
Der Wiederaufbau dürfe zudem nicht zu einer Art «Plünderung» des Staates werden, sagte er, um vor Korruption und Veruntreuung öffentlicher Gelder zu warnen. Zu der Trauerfeier in der verwüsteten Stadt kamen am Dienstagabend auch Präsident Sergio Mattarella und Premierminister Matteo Renzi.
Der Ort in der Region Latium in der Apennin-Gebirgsregion hat die meisten der insgesamt 292 Toten zu beklagen. Hier kamen 231 Menschen ums Leben. Als der Bischof die Namen der Opfer vorliest, weinten viele Angehörige.
Staatsanwälte ermitteln
Der Wiederaufbau dürfe nicht zu politischen Querelen führen, warnte der Bischof. «Gott darf nicht zum Sündenbock werden.» Die zerstörten Orte zu verlassen, sei wie die Gemeinde «erneut zu töten».
Mit seiner Predigt bezog sich der Bischof auch auf die teils nachlässige Bauweise vieler Häuser. Trotz finanzieller Anreize wurden viele Gebäude nicht erdbebensicher gebaut, obwohl die Region stark gefährdet ist. Staatsanwaltschaften ermitteln mittlerweile in der Sache. Unter anderem stellt sich die Frage, warum eine gerade erst erbaute Schule in Amatrice einstürzte.
«Wir bauen Amatrice Stück für Stück wieder auf.»
37 Särge sind in dem grossen Zelt vor den Toren der Stadt aufgebahrt, darunter zwei kleine weisse für Kinder. Sie sind mit Blumen geschmückt, die Hinterbliebenen haben kleine Botschaften darauf geschrieben. Im Hintergrund sieht man die Ruinen der Stadt, ein Kruzifix wurde in dem Zelt angebracht – gerettet aus einer der zerstörten Kirchen.
Gegen Ende der Feier steigen weisse Luftballons in den grauen Himmel. Präsident Mattarella geht durch die Reihen und umarmt die Hinterbliebenen. Premier Renzi verspricht: «Wir bauen Amatrice Stück für Stück wieder auf.»