International - «JFK starb vor meinen Augen»: Kennedy-Leibwächter im Interview
Er war nur wenige Meter entfernt, als der tödliche Schuss fiel: Clint Hill riskierte sein eigenes Leben, um First Lady Jackie Kennedy zu beschützen – denn das war sein Auftrag als Bodyguard. 50 Jahre danach blickt Hill zurück auf die Bluttat, im Interview mit SRF-Korrespondent Arthur Honegger.
Legende:
Dieses Bild geht um die Welt: Clint Hill hechtet auf die Präsidenten-Limousine. Der Präsident ist tödlich getroffen.
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«Links und rechts an der Strasse standen tausende Menschen», erzählt Clint Hill. «Das sind Momente der höchsten Anspannung für die Leibgarde des Präsidenten». Die Fahrt durch die Innenstadt von Dallas war fast zu Ende, da fiel ein Schuss. Hill sah JFK – und wusste sofort: «Da stimmt was nicht. Ich rannte so schnell ich konnte hinter der Limousine her.»
Zwei weitere Schüsse. Der letzte trifft den Kopf des Präsidenten. Hill, der sich jetzt an den Kofferraum des Autos klammert, muss mitansehen wie JFK vor seinen Augen stirbt. «Die First Lady stand unter Schock. Sie sagte: 'Was haben sie Dir angetan?' und dann 'Ich liebe Dich'. Danach sagte sie nichts mehr.» Leibwächter Hill tat sein Bestes, um die Kennedys abzuschirmen – niemand wusste, ob noch weitere Schüsse fallen würden.
Im Spital dann vergehen bange Minuten, bis die Ärzte aussprechen, was Hill schon bewusst war: Präsident John F. Kennedy ist tot. «Ich habe lange gebraucht, um mit den Ereignissen von Dallas leben zu können. Ich fragte mich jahrzehntelang: Hätte ich mehr tun können in diesem Moment?» Die traumatischen Minuten lassen Clint Hill nicht los. Er greift zur Flasche, zieht sich nach seiner Pensionierung völlig zurück. «Mein Arzt sagte mir: Wenn Du so weiter machst, stirbst Du bald.»
Erst 1990 findet der ehemalige Leibwächter den Mut, nach Dallas zurückzukehren, den Tatort wieder zu besuchen. Clint Hill rafft sich auf, verarbeitet sein Trauma im Buch «Mrs. Kennedy und ich». Dieses Jahr erschien sein Augenzeugenbericht «Fünf Tage im November». Heute ist Clint Hill 81 Jahre alt. Der Kennedy-Mord lastet zwar nicht mehr auf seiner Seele, loslassen wird das Attentat ihn jedoch nie.
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Legende:
Präsident John F. Kennedy ist am 22. November 1963 auf Wahlkampfreise in Fort Worth im Bundesstaat Texas. Nach dem Aufstehen hält er um 8.45 Uhr eine spontane Rede vor seinem Hotel auf dem Parkplatz. Hunderte Schaulustige begrüssen den Präsidenten vor Ort. Es ist regnerisch und kühl.
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Legende:
Der beliebte Präsident Kennedy ist die grosse Attraktion in Fort Worth. Auch seine Frau ist vor Ort – Jackie begleitet ihren Mann zum ersten Mal auf einer Wahlkampfreise. Sie bleibt aber vorerst im Hotel.
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Nach der offiziellen Rede vor der Wirtschaftskammer um 9.25 Uhr verlassen die Kennedys das Hotel Texas und werden zu einer weissen Limousine geführt. «Ich schaue zuversichtlich in die Zukunft», sagt Kennedy in seiner letzten Rede. «Unsere Chancen auf bessere Sicherheit und Frieden sind grösser denn je zuvor.»
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Legende:
Fort Worth ist nicht der einzige Ort, den das Präsidenten-Paar am 22. November besucht. Das Programm ist gedrängt: anschliessend soll es mit der Air Force One nach Dallas gehen. Der Jubel auf dem Weg zum Flughafen ist gross – in Fort Worth säumen unzählige Menschen die Strassen.
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Legende:
Um 11.37 Uhr landen John F. Kennedy und seine Gattin Jackie nach 13 Minuten Flugzeit bei schönen Wetter auf dem Flughafen Love Field in Dallas.
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Kennedy will auf der Wahlkampfreise in Texas Stimmung für seine Wiederwahl 1964 machen. Jackie erhält als Willkommensgeschenk rote Rosen.
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Kennedy braucht die Stimmen von Texas. Bei der Präsidentschaftswahl 1960 hatte er nur eine äusserst knappe Mehrheit der Texaner.
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Auch in Dallas wird das Präsidentenpaar begeistert empfangen.
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Das Präsidentenpaar steigt um 11.52 Uhr in einen Wagen mit offenem Verdeck. Kennedy hatte selbst angeordnet, das Dach abzunehmen. Die Limousine ist ein dunkelblauer 1961er Lincoln Continental X-100, der eigens aus Washington eingeflogen worden war.
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Die Autokolonne des Präsidenten ist auf dem Weg in die Innenstadt zum Dallas Trade Mart, wo Kennedy eine Rede halten will.
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350 Polizisten der Stadt Dallas – ein Drittel ihrer Gesamtstärke – sorgen in Dallas für die Sicherheit. Ausserdem sind 40 Angehörige der Staatspolizei und 15 Deputy Sheriffs aus Dallas County vor Ort.
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Im Wagen sitzen ausser Kennedy und seiner Frau auch der Gouverneur John Connally, dessen Frau Nellie Connally sowie die Secret-Service-Agenten William Greer als Chauffeur und Roy Kellerman.
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Die dichte Menschenmenge in den Strassen von Dallas jubelt den Kennedys begeistert zu.
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Die Frau von Gouverneur Connally sagt zum Präsidenten: «Mr. President, man kann nicht sagen, dass Dallas Sie nicht liebt». Kennedy stimmt zu: «Nein, das kann man ganz sicher nicht sagen.» Es sind seine letzten Worte.
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Das glücklich lächelnde Präsidentenpaar Sekunden vor dem Attentat.
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Um 12:30 Uhr fallen mehrere Schüsse. Der zweite durchschlägt Kennedys Hals.
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Kennedy trägt aus gesundheitlichen Gründen ein Korsett. Darum bleibt er aufrecht sitzen. Ein weiterer Schuss trifft ihn in den Kopf und lässt dessen rechte Hälfte aufplatzen.
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Jackie Kennedy klettert auf das Heck der Limousine. Doch der Secret-Service-Mann Clint Hill, der inzwischen auf den Wagen aufgesprungen war, drängt sie in ihren Sitz zurück.
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Der Chauffeur bremst nach dem zweiten Schuss kurz ab. Anschliessend beschleunigt er den Wagen zur Flucht.
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Kennedy wird umgehend in die Notaufnahme des Parkland Memorial Hospital gebracht. Dort versuchen 14 Ärzte sein Leben zu retten. Doch die Reanimationsmassnahmen bleiben wegen der schweren Hirnverletzung wirkungslos. Um 13 Uhr wird Kennedy für tot erklärt.
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Noch am gleichen Tag präsentiert das FBI den Medien den 24-jährigen Kommunisten Lee Harvey Oswald als Einzeltäter. Oswald sagt nach der Verhaftung vor laufenden Kameras: «Ich habe den Präsidenten nicht getötet.»
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Legende:
Vizepräsident Lyndon B. Johnson, der auf der Reise auch dabei war, kondoliert Jackie Kennedy wenige Stunden nach dem Attentat. Kurz danach legt Johnson noch vor dem Start der Air Force One in Dallas den Eid als 36. Präsident der Vereinigten Staaten ab.
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