Radovan Karadzic – ehemaliger Präsident der «Republika Srpska» – und Kriegsverbrecher?
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Bild 1 von 9. Der Bosnienkrieg (1992-1995) bleibt auch wegen des Massakers von Srebrenica in trauriger Erinnerung. Dort massakrierten bosnisch-serbische Truppen im Juli 1995 mindestens 6975 muslimische Jungen und Männer – noch 2004 wurden mehrere hundert Leichen entdeckt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 9. Karadzic im Mai 1993 im Gespräch mit Ratko Mladic, dem Oberbefehlshaber der bosnisch-serbischen Armee. Beide müssen sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag verantworten. Mladic wurde 2011 in Serbien festgenommen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 9. Als Präsident der «Republika Srpska» trat Karadzic auch auf internationalem Parkett für die serbische Sache ein. Hier bei einem Besuch am UNO-Hauptquartier in New York 1993. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 9. Um, wie er sagte, «den Friedensprozess in Bosnien-Herzegowina» zu fördern, reiste Karadzic im Februar 1994 nach Moskau. Nach Kriegsende musste er 1996 auf internationalen Druck hin als Präsident abtreten. Kurz nachdem das UNO-Kriegsverbrechertribunal Haftbefehle gegen Mladic und Karadzic erlassen hatte, tauchten beide unter. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 9. Am 21. Juli 2008 verkündete das serbische Präsidialamt die Festnahme Karadzics. Nach Angabe der Ermittler hatte er unter falscher Identität in Belgrad gelebt und eine Praxis als «Alternativmediziner» betrieben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 9. In Belgrad löste die Verhaftung des mutmasslichen Kriegsverbrechers Protestkundgebungen aus. Seit dem 30. Juli 2008 befindet sich Karadzic in der Haager Untersuchungshaftanstalt, am 26. Oktober 2009 begann der Prozess – zunächst ohne den Angeklagten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 9. Erstmals äusserte sich Karadzic am 1. März 2010 zu den Vorwürfen – und wies jede Schuld von sich. Die bosnischen Serben hätten sich nur gegen islamische Fundamentalisten verteidigt, die das Land für sich hätten beanspruchen wollen. Seit Beginn der Anklage verteidigte sich Karadzic auf eigenen Wunsch hin selbst. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 9. Die Beweisaufnahme gegen Karadzic wurde im Mai 2012 abgeschlossen. Im Juni des gleichen Jahres forderte er den Freispruch in allen elf Anklagepunkten und leugnete, vom Massaker von Srebrenica gewusst zu haben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 9. Sein Schlussplädoyer nutzte Karadzic, mittlerweile 69-jährig, für eine wütende Anklage gegen das Gericht. Seine Verantwortung für die ethnischen Säuberungen während des Bosnienkriegs bestritt er weiterhin. Bildquelle: Keystone.
Ankläger Alan Tieger gab sich souverän und siegessicher. Er zitierte in seinem Plädoyer mehrere Zeugen, die den 69-jährigen Karadzic schwer belasteten. Wie jenen Geheimzeugen, der die Massenexekution von Srebrenica im Jahr 1995 überlebte.
Tieger nannte Karadzic einen Lügner, weil dieser bis heute abstreitet, etwas mit dem Massaker von Srebrenica zu tun zu haben. Für ihn steht fest, dass der ehemalige Chef der Republica Srpska die treibende Kraft hinter dem Plan war, Bosnien-Herzegowina ethnisch zu säubern. Er und sein Team hätten dafür genügend Beweise vorgelegt, sagte der Ankläger und forderte die Richter auf, Karadzic für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu schicken.
Karadzic: Falsche Beweise
Das Wort Lügner kam auch im Schlussplädoyer von Karadzic vor. Ankläger Tieger sei ein Lügner, weil er versucht habe, ihn mit falschen Beweisen anzuschwärzen. Zum Beweis las Karadzic, der sich selbst verteidigt, minutenlang Seitenzahlen aus den Prozessakten vor, auf denen er Unwahrheiten gefunden haben will. Allerdings führte er nicht aus, was er an diesen Aussagen bemängelt.
Auch in seinem streckenweise wirren Schlussplädoyer blieb Karadzic, der Psychiater, bei seinen alten Behauptungen: Er sieht sich als Unschuldslamm, und die Serben waren die Opfer der Jugoslawien-Kriege in den 1990er-Jahren.
«Mütter von Srebrenica» hoffen auf Gerechtigkeit
Mehr als 70 Kriegsverbrecher haben die Richter am Jugoslawien-Tribunal in den letzten 20 Jahren abgeurteilt. Aber noch immer wurde noch niemand wegen Völkermords verurteilt. Der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic ist gestorben, bevor sein Prozess zu Ende war. Nun bleiben noch Karadzic und sein General Mladic, dessen Verfahren in Den Haag noch immer läuft.
Für die Organisation «Mütter von Srebrenica» ist es unerträglich, dass das Massaker, das juristisch längst als Genozid eingestuft wurde, bisher ungesühnt blieb. Die Mütter reisten für die Schlussplädoyers nach Den Haag. Es ist ihre Hoffnung, dass die Richter Karadzic wegen Völkermords verurteilen. In etwa einem Jahr wissen sie, ob ihre Hoffnung erfüllt wird.