Mit einer bewegenden Fusswaschung in einem römischen Gefängnis hat für Papst Franziskus sein drittes Osterfest als Kirchenoberhaupt begonnen. Der Argentinier wusch am Gründonnerstag in der Zeremonie, mit der an die Demutsgeste Jesu beim letzten Abendmahl erinnert wird, zwölf Häftlingen und einem Kind kniend die Füsse und küsste sie.
Die Fusswaschung am Gründonnerstag vollzog der Papst kniend und ohne Kopfbedeckung. Die sechs Männer und sechs Frauen, denen er die Füsse wusch, stammten aus Italien, dem Kongo, Nigeria, Ecuador und Brasilien. «Wenn Jesus uns die Füsse wäscht, dann wäscht er unseren gesamten Leib, alles von uns», sagte Franziskus in einer kurzen Ansprache. Vor zwei Jahren hatte der 78-Jährige nach seiner Wahl mit dem Brauch seiner Vorgänger gebrochen, Priestern die Füsse zu waschen.
Traditionelle Karfreitagsliturgie im Petersdom
Am Karfreitag wird im Vatikan an das Leiden und Sterben Christi erinnert. Am späten Nachmittag leitete der 78-jährige Papst die traditionelle Karfreitagsliturgie im Petersdom. Zu Beginn der Gedenkfeier, die von Stille und Ernst geprägt war, knieten die Priester vor dem Altar nieder. Papst Franziskus betete flach auf dem Boden liegend. Anschliessend wurde die Passionsgeschichte vorgelesen und das Kreuz Christi verehrt.
Christen beschreiten Weg zur Kreuzigung
Gemeinsam mit Zehntausenden Pilgern hat Franziskus an den 14 Stationen des Kreuzwegs am Kolosseum an das Leiden und Sterben Christi erinnert. In der nachdenklichen Zeremonie ging es auch um aktuelle Probleme wie Religionsfreiheit, Menschenhandel, Kindersoldaten oder die Todesstrafe. Die Texte hatte in diesem Jahr der emeritierte italienische Bischof Renato Corti verfasst.
«Das Kreuz Christi ist keine Niederlage: das Kreuz ist Liebe und Barmherzigkeit», schrieb Franziskus auf Twitter. Die Texte für die Stationen bis zum Kreuz hat in diesem Jahr der emeritierte italienische Bischof Renato Corti verfasst. Am Nachmittag leitet der Papst die Karfreitags-Liturgie, eine von Stille und Ernst geprägte Gedenkfeier im Petersdom.
Auch in Jerusalem wurde der Karfreitag gefeiert. Christen aus aller Welt haben sich in der Altstadt versammelt, um den Weg zu beschreiten, den Jesus bei seiner Kreuzigung gegangen sein soll. In einer traditionellen Prozession gingen die Pilger den Kreuzweg ab, um die Leiden von Jesus Christus nachzuempfinden.
Christen und Juden feiern gleichzeitig
Viele Teilnehmer hatten Holzkreuze bei sich – einige mannshoch – die sie über die Via Dolorosa trugen. Die Gläubigen stimmten religiöse Gesänge in vielen Sprachen an. Einige hatten zudem Dornenkronen auf und alte Gewänder angelegt. Die Prozession endete nach rund 400 Metern bei der Grabeskirche, wo Jesus der Überlieferung nach gekreuzigt worden sein soll.
Die Feierlichkeiten hatten am Morgen in der Grabeskirche begonnen. Der lateinische Patriarch Fouad Twal feierte dort gemeinsam mit Gläubigen die katholische Liturgie zur Passion Jesu. Am Sonntag wird dann in Jerusalem die Auferstehung Jesu gefeiert.
In den engen Gassen Jerusalems war es am Freitag noch voller als sonst: Gleichzeitig zur Prozession strömten gläubige Muslime zum Gebet auf den Tempelberg. Ausgelöst durch die Enge kam es zu Handgreiflichkeiten mit der Polizei, als christliche und muslimische Gläubige versuchten, Absperrungen zu durchbrechen, um zu ihren heiligen Stätten zu gelangen.
Die Osterwoche fällt in diesem Jahr mit dem jüdischen Pessach-Fest zusammen. Die orthodoxen Christen, Israels zweitgrösste christliche Gemeinde, begehen Ostern kommende Woche.