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International Kein Gift mehr für US-Henker

Vom Durchbruch beim Kampf gegen die Todesstrafe ist bereits die Rede. Denn der Pharmakonzern Pfizer unterbindet die Nutzung seiner Mittel bei Hinrichtungen in den USA. Er ist damit einer von über zwanzig Arzneiherstellern, die diesen Schritt gegangen sind. Und einer der grössten.

Der Pharmakonzern Pfizer will seine Medikamente nicht länger bei der Vollstreckung der Todesstrafe zulassen. Das berichtet die «New York Times».

Der Arzneimittelhersteller will die Auslieferung seiner Medikamente stärkerer kontrollieren und so verhindern, dass seine Produkte für die Herstellung von Todesspritzen verwendet werden. Damit würde, nach Einschätzung von Marktbeobachtern, die letzte verbleibende Quelle für Medikamente, die bei Hinrichtungen verwendet werden, vom Markt verschwinden.

Moralische und ökonomische Gründe

Gemäss der der Anti-Hinrichtungs-Organisation Reprieve blockieren damit alle 25 Pharmafirmen, deren Substanzen in den USA zur staatlichen Tötung verwendet werden, den Verkauf zu diesem Zweck. Damit ist kein von der US-Gesundheitsbehörde Federal Drug Administration (FDA) zugelassenes Mittel mehr auf dem Markt erhältlich, um Hinrichtungen per Todesspritze durchzuführen.

Vor Pfizer hatten bereits zahlreiche andere Pharmakonzerne Verkaufsstopps verkündet. Moralische wie auch ökonomische Gründe haben dabei eine Rolle gespielt. Die EU verhängte 2011 ein Exportverbot.

«Gift im Untergrund besorgen»

Es gilt gemäss «New York Times» als Meilenstein, dass nun auch einer der führenden Medikamentenhersteller weltweit sich dieser Entscheidung anschliesst, «Mit der Ankündigung von Pfizer haben alle von der FDA zugelassenen Hersteller potentieller Hinrichtungs-Medikamente den Verkauf ihrer Produkte für diesen Zweck gesperrt,» sagte etwa Maya Foa von der Menschenrechtsorganisation «Reprieve» der Zeitung.

Und sie fährt fort: «Nun müssen Staaten, die die Todesstrafe vollstrecken, sich die Medizin für die Herstellung von Todesspritzen im Untergrund besorgen.»

Der Pharmahersteller Hospira

Im Fall Pfizer geht es konkret um Produkte des Pharmaherstellers Hospira, berichtet die «Süddeutsche Zeitung». Das Unternehmen sei von Pfizer im vergangenen Jahr für 17 Milliarden US-Dollar gekauft worden.

Die Firma aus Illinois spiele bei der Debatte um chemische Hinrichtungen eine wichtige Rolle. Bis 2009 habe Hospira den Stoff Natrium-Thiopental produziert, einer von drei injezierten Substanzen, die in den USA traditionell für staatliche Tötungen verwendet wird. Auf öffentlichen Druck habe Hospira die Herstellung gestoppt, berichtet das Blatt weiter. Hospira habe aber zuletzt sieben andere Substanzen im Portfolio gehabt, die in den Giftcocktails verwendet werden können.

Immer problematischer

Zwar hatte Hospira die Produkte nicht mehr direkt an Gefängniskrankenhäuser abgegeben, konnte aber nach eigenen Angaben den Weiterverkauf durch Zwischenhändler nicht kontrollieren. Neu-Eigentümer Pfizer habe nun versprochen, diese Lücke zu schliessen, nachdem Aktivisten und institutionelle Anleger dies gefordert hatten.

Audio
Heisses Eisen: Todesstrafe in der westlichen Demokratie
aus Kontext vom 05.10.2015. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 20 Minuten 26 Sekunden.

Hinrichtungen per Todesspritze sind in den vergangenen Jahren immer problematischer geworden, da Pharmakonzerne Imageschäden fürchten und ihre Erzeugnisse nicht mehr zur Verfügung stellen. Eine Reihe qualvoller Hinrichtungen hatte zuletzt die Grundsatz-Debatte um die Todesstrafe verschärft.

Vollstreckungen ausgesetzt

Weil europäische Firmen sich seit längerem weigern, die zuvor für die Giftcocktails genutzten Medikamente zu liefern, experimentierten Behörden mit kaum erprobten Mischungen. Viele US-Bundesstaaten setzen die Vollstreckung der Todesstrafe aus, auch der Zuspruch in der Bevölkerung sinkt. Zuletzt hat Ohio beschlossen, bis Anfang 2017 keinen Todeskandidaten hinzurichten.

Immer öfter wird bekannt, dass Unschuldige zum Tode verurteilt und teilweise auch hingerichtet wurden. Der Beschluss des Pharma-Konzerns Pfizer macht es den Behörden nun noch schwerer, die nötigen Mittel für die tödlichen Spritzen zu beschaffen.

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