Beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer am Wochenende ist Premierminister Tony Abbott aufgrund seiner Klimaposition ein Aussenseiter. Ginge es nach ihm, stünden der Klimawandel und der Kampf dagegen nicht auf der Agenda der Konferenz in der australischen Stadt Brisbane. Das sehen die Europäische Union und die USA anders.
«Kohle ist gut für die Menschheit», sagte Premier Abbott vor ein paar Wochen bei der Eröffnung einer Kohlemine. Er machte mit dieser Aussage einmal mehr klar, wie er die Zukunft sieht. Kohle sei ein wichtiger Teil von Australiens wirtschaftlicher Zukunft.
Was Klimapolitik angeht, will Australien in die Vergangenheit zurück. Es ist nur bereit, gegenüber dem Stand von 2000 seine Emissionen bis 2020 um fünf Prozent zu reduzieren. Vor kurzem schaffte es als erstes Land der Welt eine erfolgreiche Klimasteuer wieder ab.
Erneuerbare Energie im Visier
Jetzt stehen die erneuerbaren Energieformen auf der Abschussliste. Das Ziel, bis in sechs Jahren 20 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren zu gewinnen, soll zurückgeschraubt werden. In erster Linie, weil die enorme Beliebtheit von solchen sauberen Energien die Dominanz von Kohlestrom gefährde, wie Kritiker behaupten.
Kohle ist gut für die Menschheit
Über 70 Prozent der Elektrizität produziert Australien mit der Verbrennung des Klimakillers Kohle. Die Unsicherheit über die Zukunft der erneuerbaren Energien hat das Land schon hunderte von Arbeitsplätze und Milliarden Dollar gekostet. Die Investitionen sind um 70 Prozent gefallen.
Am Mittwoch wurde Abbotts Haltung noch schwieriger. Die USA und China einigten sich auf zwar wenig verbindliche, aber doch substanzielle Reduktionen ihrer CO2-Emissionen. Damit hat Abbott in Brisbane ein doppeltes Problem: Der wichtigste Wirtschaftspartner – China – im Verbund mit dem wichtigsten Verteidigungspartner – den USA.
Kurswechsel ist unwahrscheinlich
Es sei falsch, auf Kohle als wichtigsten Baustein für den Wohlstand zu setzen, sagt Matthew England. Er ist Professor am Klimaforschungsinstitut der Universität von New South Wales in Sydney.
Das Land könne sich wegen der Treibhausgase nicht darauf verlassen, weiter Fossilien zur Stromerzeugung verbrennen zu können, sagt England. Stattdessen müsse man in erneuerbare Energien investieren. Auch darauf zu bauen, dass China weiterhin in rauen Mengen Kohle kaufen wird, sei wirtschaftlich gefährlich.
Es ist kaum zu erwarten, dass Abbott in Brisbane seine Meinung ändern wird. Und das, obwohl die Temperaturen in der Stadt am Wochenende auf ungewöhnlich hohe 35 Grad steigen sollen – eine Folge von Klimawandel, sagen Experten.