Der Arbeitskonflikt und der Tod eines Nestlé-Mitarbeitres ist kein Einzelfall. Letzten Samstag haben unbekannte den Arbeiter Oscar Lopez erschossen, der drei Tage zuvor mit Kollegen in einen Hungerstreik getreten war. Der Schweizer Nahrungsmittelriese müsse die Bedingungen des 2012 ausgehandelten Gesamtarbeitsvertrags erfüllen. Das ist die Forderung der Gewerkschaft.
Dabei geht es auch um Rohstoffe, die Nestlé importiert, statt wie bisher lokal beschafft. Um Waren in angeblich so schlechtem Zustand, dass sie angeblich hätten weiterverarbeitet werden dürfen.
Streiks gegen ausländische Lebensmittelkonzerne finden in Kolumbien nicht im luftleeren Raum statt. Für die bestreikten Firmen und für Rechtsextreme Gruppen sind sie Teil des inneren Konflikts zwischen Guerilla und Staat. In solchen Fällen werden jeweils paramilitärische Todesschwadronen aktiv. Bei Nestlé wurden die Streikenden erst bedroht. Dann streckten mutmassliche Berufskiller Oscar Lopes mit vier Schüssen nieder.
Die Organisation Multiwatch erhebt wegen dem Mord schwere Vorwürfe gegen Nestlé. Der Konzern weist die Anschuldigungen in einem Brief klar von sich: Die Sicherheit und das Wohlergehen der Arbeiter und deren Familien hätten für Nesté oberste Priorität, in Kolumbien und überall. «Die Anschuldigungen von Multiwatch, die unsere Firma mit Gewalttaten oder gar Tötungen früherer Arbeiter in Verbindung bringen, sind grundlos und nicht akzeptabel. Sie wurden von der kolumbianischen und der internationalen Justiz zurückgewiesen.»
Hohe Zahl an Morden
Für die Gewerkschaftsarbeit sei Kolumbien das gefährlichste Pflaster der Welt, erklärt Alberto Banegas vom Gewerkschaftsdachverband. Die Zahl der ermordeten Aktivisten ist erschreckend hoch. 2011 seien weltweit 102 Gewerkschafter umgebracht worden. 52 davon allein in Kolumbien. Zu den Hintergründen gehört, dass Staat und Regierung die paramilitärischen Banden nicht stoppen können oder wollen.
Jedenfalls waren sie bis vor wenigen Jahren inoffizielle Partner der Armee im Kampf gegen die linksgerichtete Guerilla. Es gibt Indizien, aber keine Beweise dafür, dass sich multinationale Firmen in Kolumbien mit Todesschwadronen einlassen, um die Gewerkschaften einzuschüchtern.