Kolumbien ist ein Schwerpunktland der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und der viertwichtigste Handelspartner in Lateinamerika – seit über 100 Jahren pflegen die beiden Länder diplomatische Beziehungen.
Konfliktopfern zu ihrem Recht verhelfen
Die Hilfe findet auf unterschiedliche Art und Weise statt. Zum Beispiel durch die Schweizer Organisation Comundo, die Konfliktopfer in Kolumbien unterstützt. Graciela Parra ist eines von ihnen. Sie hat den Konflikt in Kolumbien hautnah erlebt: Die Farc-Guerilla ermordete ihren Ehemann, einen Polizisten.
Parra musste ihre Heimatregion verlassen. «Ich war im achten Monat schwanger. Sie haben ihn vor mir erschossen, einfach so», berichtet die vierfache Mutter. Der Mörder sei zur Beerdigung gekommen und habe sein Beileid ausgesprochen. «Das war sehr schlimm, aber ich habe meinen Schreck nicht gezeigt, sonst hätten sie mich auch umgebracht.»
Comundo ist vor allem in den entlegenen Regionen Kolumbiens tätig. Unter anderem bietet sie den Menschen Hand, ihre Rechte einzufordern – auch damit sie zu ihren Ländereien zurückkehren können.
Wo die Schweiz gefragt ist
Der kolumbianische Justizminister Jorge Londoño bekräftigt die bedeutsame Rolle der Schweiz als Aufbewahrungsort des Schlussabkommens zwischen der Regierung und den Farc-Rebellen und für die Zeit nach dem Konflikt. «Wenn die Entwaffnung der Aufständischen konkret wird, brauchen wir im ganzen Land eine neu formierte Justiz. Da wird die Schweizer Erfahrung im Zusammenleben und im Umgang mit Gerechtigkeit sehr wichtig sein.»
Auch der Leiter des Roten Kreuzes in Kolumbien, Christoph Harnisch, betont die Bedeutung der internationalen Gemeinschaft nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags: Es gebe sieben Millionen Vertriebene im ganzen Land und zahlreiche Kindersoldaten, die wieder in die Gesellschaft integriert werden müssten. «Das sind Prozesse, die lange dauern werden und die viel Unterstützung brauchen.»
Graciela Parra ist dazu bereit, den Mördern ihres Mannes zu verzeihen. Denn ohne Versöhnung könne es keinen Frieden geben.