Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert eine unabhängige Untersuchung des tödlichen Anschlags auf das MSF-Spital in der nordafghanischen Stadt Kundus. Der Angriff des US-Militärs sei nicht nur ein Anschlag auf das Spital gewesen, sondern auch auf die Genfer Konventionen. Dies dürfe nicht toleriert werden, so die MSF-Präsidentin Joanne Liu.
Liu sagte, sie würde «einer internen Untersuchung durch das Militär» nicht vertrauen. Stattdessen forderte sie zur Klärung der Fakten eine internationale völkerrechtliche Kommission, wie sie von den Genfer Konventionen im Kriegsfall vorgesehen ist.
Gemäss MSF käme eine solche Kommission im Rahmen der Genfer Konventionen zum ersten Mal überhaupt zum Einsatz. Zuvor hatte bereits UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon eine «unabhängige» Untersuchung des Vorfalls verlangt.
Noch keine Strafanzeige
Liu präzisierte, dass es bei der Untersuchung darum gehe, den Vorfall und die Befehlskette dahinter aufzuklären. Die Untersuchung habe aber vorerst keine Strafanzeige zum Ziel.
Nach Angaben der Hilfsorganisation waren die afghanischen und die US-Streitkräfte über die GPS-Koordinaten des Spitals informiert, das seit vier Jahren in Betrieb war. Es war das einzige im Nordosten Afghanistans, das schwere Kriegsverletzungen behandeln konnte. US-Präsident Barack Obama hat bereits eine umfassende Untersuchung des US-Luftangriffs angekündigt.
Beim Angriff auf das MSF-Spital kamen in der Nacht auf den 3. Oktober 22 Menschen ums Leben: 12 MSF-Mitarbeitende und 10 Patienten, darunter drei Kinder. Weitere 37 Menschen wurden schwer verletzt, davon 19 Mitarbeiter.