Mit bisher 2500 Toten ist Liberia am stärksten aller westakrikanischen Staaten vom Ebola-Virus heimgesucht worden. Nun hat Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf vor wenigen Tagen die seit letzten Sommer geltende Ausgangssperre aufgehoben.
Der Schritt sei psychologisch sehr wichtig, wenn nach dem furchtbaren Jahr für Liberia wie auch für die Nachbarstaaten Sierra Leone und Guinea wieder so etwas wie Normalität einkehren soll, sagt ARD-Afrika-Korrespondent Alexander Göbel. Durch die Schliessung der Grenzen seien die Lebensmittelpreise stark gestiegen, auch die Landwirtschaft liege am Boden.
Nach Einschätzung von Göbel hat Liberias Regierung die Lage zurzeit «annähernd» im Griff. Man sei auch ein wenig angetrieben vom Optimismus, den die Weltgesundheitsorganisation verbreitet habe. Zusammen mit den internationalen Partnern und verschiedenen Hilfsorganisationen werde nun versucht, die gesundheitliche Versorgung wiederherzustellen.
Ebola-Gefahr gebannt?
Was die Ebola-Gefahr angehe, so sei Normalität allerdings noch nicht wirklich eingekehrt, sagt Göbel. Die Menschen seien noch vom langen Bürgerkrieg und der darauffolgenden Seuche traumatisiert: «Es ist wie nach einem weiteren Krieg gegen einen unsichtbaren Feind, der noch nicht gewonnen ist.»
Zeit für Trauer bleibe den Angehörigen der Opfer nicht, die Anspannung und Angst vor Neuansteckungen bleibe gross. Die Lage sei tatsächlich noch immer extrem gefährlich. Neuansteckungen seien täglich weiterhin möglich.
Überlebende ausgegrenzt
Die Menschen sind laut Göbel zugleich sehr misstrauisch gegenüber denjenigen, die Ebola überlebt haben. Obwohl sie eigentlich auch Hoffnungsträger dafür sein könnten, dass die Krankheit bei frühzeitiger Behandlung – etwa dank regelmässiger Temperaturmessung – nicht tödlich enden müsse.
Gerade im unterentwickelten Hinterland Liberias sei allerdings der Aberglaube weit verbreitet, dass diese Überlebenden verhext seien. «Das ist besonders dramatisch in einer Situation, wo das Land eigentlich zusammenhalten müsste», berichetet Göbel.