Die Staatengemeinschaft müsse der libyschen Regierung beim Kampf gegen radikale Islamisten helfen, sagte Aussenminister Mohammed Dairi. Die Extremistengruppe Ansar al-Scharia beteilige sich an Angriffen auf die Ölanlagen. Er äusserte sich zudem besorgt darüber, dass die Probleme in seinem Land auf der Prioritätenliste von US-Präsident Barack Obama nicht weit genug oben stünden.
Ölhäfen nicht mehr unter Kontrolle
Der Politiker vertritt die international anerkannte Regierung im Osten des Landes. In der Hauptstadt Tripolis hat dagegen eine rivalisierende Gruppe die Macht übernommen. Auch die grössten Ölhäfen Es Sider und Ras Lanuf sind nicht mehr unter Kontrolle der anerkannten Regierung.
Dairi erklärte weiter, seine Regierung stehe vor einer ernsten Haushaltskrise und könnte internationale Kredite beantragen. Darüber habe er bereits mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds gesprochen.
Zudem habe er bei den Vereinten Nationen und der US-Regierung um mehr Hilfe beim Kampf gegen den internationalen Terrorismus gebeten.
Folter und Hinrichtungen
Im libyschen Bürgerkrieg sind gemäss UNO-Angaben seit Ende August hunderte Zivilisten getötet worden. In den Kämpfen zwischen mehreren verfeindeten Gruppen habe es auch Kriegsverbrechen wie Folter und Hinrichtungen gegeben, teilten die Vereinten Nationen in Genf mit.
Der Konflikt zwischen den einstigen Verbündeten im Kampf gegen den früheren Machthaber Muammar Gaddafi habe mindestens 120'000 Menschen aus dem Land getrieben und eine humanitäre Krise ausgelöst. Allein in der Region um die Hafenstadt Benghasi seien seit Oktober mehr als 450 Menschen gestorben. Dort seien sowohl Spitäler beschossen worden als auch ein Rettungsfahrzeug des Roten Halbmondes für einen Selbstmordanschlag genutzt worden.
Eine Sprecherin der UNO sagte, die Verantwortlichen könnten für die Verbrechen vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gestellt werden. Neben Benghasi sei ein weiterer Schwerpunkt der Gefechte das Gebiet um Tripolis gewesen. Dort seien 100 Menschen gestorben und 500 verletzt worden. Weitere 170 Tote seien in den Nafusa-Bergen im Westen gezählt worden.
Recht und Ordnung verloren gegangen
Die Informationen wurden von UNO-Mitarbeitern unter anderem bei Journalisten und Angehörigen der Opfer gesammelt, sagte die UNO-Sprecherin. Die Zahl der Toten wurde in Spitälern ermittelt. Im ganzen Land seien Recht und Ordnung verloren gegangen, die Menschenrechtsverletzungen dauerten an und niemand unternehme etwas, um sie zu stoppen.
Nachdem Gaddafi im Jahr 2011 gestürzt und getötet wurde, bekämpfen sich mehrere Rebellengruppen untereinander. Dabei geht es auch um die Kontrolle der Öl-Industrie, der wichtigsten Einnahmequelle des Landes.