Unter dem Einfluss des globalen Wetterphänomens El Niño kam der Regen im östlichen und südlichen Afrika in dieser Saison zu spät und fiel zu spärlich. Und letztes Jahr wurde das Land von einer Flut heimgesucht. Durch die Ernteausfälle gibt es in der ganzen Region keinen Mais mehr.
Jeder zweite von Hunger bedroht
In diesen Tagen hat die Regierung ihre neusten Zahlen zur Dürre veröffentlicht. Sie übertreffen die bisherigen Annahmen bei Weitem: 8,5 Millionen Menschen sind in Malawi von Hunger bedroht – jeder zweite Bewohner.
Eine Million Tonnen Mais fehlt im kleinen Land im Südosten Afrikas. Der Preis für das Grundnahrungsmittel ist in astronomische Höhen gestiegen.
Unter diesen schwierigen Bedingungen rüstet sich Malawi für die nächsten Dürre-Monate, auch mit Hilfe des Welternährungsprogramms (WFP) und Hirse als Ersatz.
«Wir essen das nicht»
Am Güterbahnhof in Blantyre in Malawis Süden schleppen junge Männer schwere Getreidesäcke: Doch die Güterzüge des WFP haben nicht mehr Mais, sondern nur noch amerikanische Hirse nach Malawi gebracht.
Obwohl sie den Hunger lindern könnte, ist die Hirse wenig willkommen. Einer der Träger sagt: «Wir essen das nicht. Man wird die Leute zwar nicht davonjagen, wenn sie mit diesen Säcken in die Dörfer gehen, aber niemand wird davon nehmen wollen. Wir glauben, dass man davon nicht satt wird. Zu jeder Mahlzeit gehört Maisbrei auf den Teller, sonst schmeckt es nicht.»
Mais-Monokulturen problematisch
In vielen Ländern Afrikas ist Mais das tägliche Grundnahrungsmittel. Mais lässt sich mit vergleichsweise wenig Aufwand anbauen, bringt in der Regel gute Erträge und lässt sich gut lagern. Diese Vorzüge verdrängten immer mehr heimische Hirsearten, Süsskartoffeln oder Kasava von den Feldern Malawis.
Vergessen ging dabei: Mais reagiert auf Dürren ausgesprochen empfindlich. Die Mais-Monokulturen erweisen sich als Problem.
Kampf gegen Hunger und Traditionen
Aus diesem Grund versuche das Welternährungsprogramm die Bevölkerung wieder an ursprüngliche Sorten zu gewöhnen, sagt dessen Direktorin für das südliche Afrika Coco Usiyama: «Denkweisen und Traditionen müssen dabei auf den Kopf gestellt werden. Das wird Generationen dauern.» Doch viele Afrikanerinnen und Afrikaner haben keine Wahl mehr.
Nur mit langfristigen Anpassungen lasse sich der verhängnisvolle Zyklus von Dürren und darauffolgenden Hungerperioden wirksam bekämpfen, so Usiyama. Wie das geht, zeigt das kleine Dorf Mpamasi im Süden des Landes.
Ein Dorf zeigt, wie es doch geht
Rund 100 Kilometer von der Stadt Blantyre entfernt zeigen die Bewohner von Mpamasi mit Hilfe des WFP wie sich die Landwirtschaft gegen die Folgen des Klimawandels besser wappnen kann.
Auf ihren Feldern haben sie ursprüngliche Sorten wie Hirse und Süsskartoffeln angepflanzt, die auch mit unregelmässigen Niederschlägen gedeihen. Daneben wurden zwei tiefe Gruben ausgehoben, die mit Grundwasser gefüllt sind.
«Wir haben jetzt immer etwas zu essen»
Die Gruben sind Fischteiche. «Wir züchten darin Tilapia-Barsche, die wir später essen oder verkaufen können. Mit einer Handpumpe können wir daneben unsere Beete bewässern, auf denen Kohl und Tomaten wachsen», sagt eine Dorfbewohnerin.
Selbst wenn es längere Zeit nicht regne oder nur kurz und heftig, hätten sie jetzt immer etwas zu essen. «Die Zeiten, in denen meine Kinder vor Hunger nicht schlafen können, scheinen vorüber zu sein.»
Aus Bauern Fischer machen
Süsskartoffeln statt Mais, dazu Fisch und Gemüse. Diese Ernährung ist nicht nur Dürre-resistenter, sondern auch ausgewogener. Nur: Eine Umstellung wie sie hier geprobt wird, sei nicht einfach, sagt der Bürgermeister Frank Pemba.
«Sie können nicht einfach anordnen, dass Mais für die Menschen keine Rolle mehr spielen soll und dass Bauern zu Fischern werden. Aber wir haben keine andere Wahl, was haben wir denn für Alternativen? Uns alle auf die Reise machen, als Klimaflüchtlinge?», fragt Pemba rhetorisch.